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639 (3.) Aehnlicher Gründe brachte Cäcina eine Menge vor, bis er endlich durchdrang und mit seinem Heere zu Antonius übergieng. 640 Doch in derselben Nacht noch wurden die Soldaten von Reue ergriffen und bekamen wieder Furcht vor ihrem Kriegsherrn, falls er am Ende doch Sieger bleiben sollte. Mit gezückten Schwertern stürmten sie auf Cäcina ein, um ihn niederzustoßen, was sie auch ohne Zweifel gethan hätten, wenn nicht die Tribunen, sogar kniefällig, sie beschworen haben würden, ihm nichts zu thun. 641 Zum Morde kam es nun zwar nicht, doch fesselte man den Verräther, mit dem festen Entschlusse, ihn an Vitellius zu liefern. Sobald Primus von diesen Vorgängen gehört, ließ er auf der Stelle seine Leute aufbrechen und führte sie in Schlachtbereitschaft gegen die Meuterer. 642 Eine kurze Zeit hielten sich diese im Gefechte, dann aber wurden sie auf Cremona zurückgeworfen. An der Spitze seiner Reiter schnitt ihnen Primus überdies auch den Weg in die Stadt ab, umzingelte die Hauptmasse und hieb sie im Angesichte der Stadt zusammen. Mit dem Reste der Fliehenden drang er dann noch in die Stadt selbst ein und gab sie seinen Soldaten zur Plünderung preis. 643 Bei diesem Anlasse fanden eine Menge von fremden Handelsleuten und viele Einheimische, sowie das gesammte Heer des Vitellius, bei 30.200 Mann, ihren Untergang. Von seinen mösischen Truppen verlor Antonius 4500 Leute. 644 Cäcina kam wieder frei und ward zu Vespasian geschickt, um ihm das Geschehene zu melden. Er wurde von Vespasian freundlich aufgenommen und konnte nun mit seinen ganz unverhofft erlangten Auszeichnungen die Blöße seines schwarzen Verrathes zudecken.

645 (4.) Jetzt nahm sich auch Sabinus ein Herz, als er vernahm, dass Antonius schon ganz nahe stehe. Er zog die verschiedenen Abtheilungen der Polizeimannschaft, die für den Nachtdienst bestimmt war, zusammen und besetzte nächtlicherweile das Capitol. 646 Am anderen Tage schlossen sich viele vornehme Männer, darunter auch Domitian, sein Brudersohn, von dessen Einfluss man am meisten für den Sieg erwartete, dem Sabinus an. 647 Vitellius kümmerte sich nun weniger um Primus, war aber desto mehr über die abtrünnigen Anhänger des Sabinus aufgebracht, nach deren edlem Blute es ihn nach seiner angestammten Grausamkeit gelüstete. Er ließ darum auf das Capitol durch jene Truppencorps, die er selbst nach Rom mitgebracht hatte, einen Angriff unternehmen, 648 bei dem von dieser Seite sowohl, wie auch von den Vertheidigern des Tempelberges viele Proben außergewöhnlicher Kühnheit abgelegt wurden, bis endlich doch die germanischen Legionen infolge ihrer Uebermacht den Hügel erstürmten. 649 Domitian und viele römische Rangpersonen entgiengen dem Gemetzel

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/365&oldid=- (Version vom 1.8.2018)