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Stadt zu kommen, eine Bitte, die auch von jenen Bürgern Jerusalems unterstützt wurde, welche sich vor den Zeloten aus der Stadt hatten flüchten müssen, und die jetzt wieder zu Haus und Habe kommen wollten. 575 Mit stolzer Herablassung nahm Simon die angebotene Herrschaft an und hielt darauf, vom Volke als Retter und Schirmer gefeiert, seinen Einzug in die Stadt, scheinbar in der Absicht, Jerusalem von den Zeloten zu befreien: 576 sobald er aber mit seinem Heere drinnen war, nahm er einzig nur auf die eigene Herrschaft Bedacht, und galten ihm jene, die ihn herbeigerufen, nicht weniger als Feinde, wie diejenigen, gegen welcher er zu Hilfe gerufen worden war.

577 (12.) So hatte denn Simon im dritten Jahre des Krieges, im Monate Xanthikus, Jerusalem in seine Gewalt gebracht. Johannes aber und der Zelotenhaufe, denen jetzt der Weg aus dem Tempel in die Stadt abgeschnitten, und dazu die in letzterer gewonnene Beute verloren gegangen war, da die Anhänger Simons auf der Stelle ihre Kostbarkeiten geplündert hatten, befanden sich in einer sehr schwierigen Lage. 578 Unter Beihilfe des Volkes unternahm nun auch Simon einen Sturm auf das Heiligthum, bei welchem jedoch die Zeloten von den Säulenhallen und Zinnen herab so kräftig sich der Angreifer erwehrten, 579 dass eine Menge von den Leuten Simons ins Gras beißen, viele davon verwundet in die Stadt hinabgetragen werden mussten, da die Zeloten von oben herab einen leichten und sicheren Schuss hatten. 580 Zu der schon von Natur aus vortheilhaften Lage kamen dann noch vier gewaltige Thürme, welche die Zeloten zu dem Ende bauten, um von einem noch höheren Punkte aus ihre Wurfgeschosse schleudern zu können: einen bauten sie an der nordöstlichen Ecke des Tempels, 581 den zweiten gerade oberhalb des Xystus, den dritten bei einer anderen Ecke gegenüber der Unterstadt, 582 der letzte endlich ward auf der Zinne der Pastophorien errichtet, an der Stelle, wo nach alter Sitte immer der Priester stand, der mit einem Trompetensignal den Eintritt des Sabbathes am Abend zuvor ankündigte, und so auch wieder sein Ende zur nächsten Vesperzeit, um durch das erste Zeichen das Volk auf die Arbeitsruhe, durch das andere auf die wieder beginnende Arbeitszeit aufmerksam zumachen. 583 Auf diese Thürme vertheilten sie Katapulten und Ballistenmaschinen, Bogenschützen und Schleuderer. 584 Jetzt musste freilich Simon seine Belagerung immer lässiger betreiben, da dem größten Theil seiner Leute der Muth gebrochen war. Doch konnte er dank seinen überlegenen Kräften den Zeloten wenigstens die Wage halten. Was er aber nicht verhindern konnte, das war, dass ihm die weitertragenden Wurfmaschinen viele seiner Kämpfer niederschossen.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/358&oldid=- (Version vom 1.8.2018)