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491 (2.)  Als Vespasian nach Cäsarea zurückgekehrt war und sich eben anschicken wollte, mit seiner ganzen Kriegsmacht gegen Jerusalem aufzubrechen, kam ihm die Kunde von dem gewaltsamen Ende des Nero zu, das dieser Kaiser nach einer Regierung von dreizehn Jahren und acht Tagen genommen hatte. 492 Weiteres über denselben zu erzählen, in welcher Weise er nämlich sein Scepter geschändet, dass er die Staatsgeschäfte den schlimmsten Subjecten, einem Nymphidius und Tigellinus und anderen nichtswürdigen Freigelassenen anvertraute, 493 wie ihn dann eben diese Leute zu stürzen gesucht, und er, von allen seinen Leibwachen verlassen, nur von vier seiner treugebliebenen Freigelassenen begleitet, aus Rom entfloh und endlich noch im Weichbilde der Stadt sich selbst das Leben nahm, wie zuletzt auch jene, die ihn ins Verderben getrieben, nicht lange darauf ihre Strafe gefunden; 494 was für einen Ausgang dann der Krieg in Gallien genommen, und wie Galba, zum Kaiser ausgerufen, von Spanien nach Rom herüberkam, später aber von den Soldaten als Geizhals ausgeschrien, mitten auf dem Forum in Rom meuchlings erdolcht, und an seiner Stelle Otho zum Alleinherrscher erhoben ward; 495 vom Feldzug, den Otho hierauf gegen die Heerführer des Vitellius unternommen, und von seinem unglücklichen Ende, ferner auch von den Wirren unter Vitellius und dem Kampf um das Capitol, wie nämlich Antonius Primus und Mucianus den Vitellius sammt seinen germanischen Legionen niedergeworfen und auf diese Weise den Bürgerkrieg gedämpft haben: 496 von all’ dem eine ausführliche und genaue Schilderung zu geben, wollte ich mir ersparen, da es noch in aller Munde und von vielen Schriftstellern, griechischen sowohl wie römischen, aufgezeichnet worden ist. Doch wollte ich wegen des geschichtlichen Zusammenhanges und um in meiner Erzählung keine Lücke zu lassen, summarisch wenigstens die einzelnen Thatsachen vorführen. 497 Zunächst verschob nun Vespasian den Zug nach Jerusalem und wartete mit größter Aufmerksamkeit ab, wem sich nach dem Tode Neros das Zünglein der Weltherrschaft zuneigen werde. 498 Als er dann vernahm, dass Galba Alleinherrscher geworden sei, wollte er doch den Feldzug nicht früher eröffnen, bevor auch der neue Kaiser ihm eine diesbezügliche Weisung übermittelt haben würde, und sandte, um ihm seine Huldigung zu bezeigen und den kaiserlichen Bescheid hinsichtlich der Juden einzuholen, seinen eigenen Sohn Titus an ihn ab. Dem Titus schloss sich auf dieser Seefahrt zum Kaiser aus dem gleichen Grunde auch König Agrippa an. 499 Während sie aber unter Benützung von Kriegsschiffen eben Achaja passierten, welchen Weg sie wegen der Winterszeit wählten, hatte schon den Galba nach einer Regierung von nur sieben Monaten und ebensovielen Tagen ein gewaltsamer

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/350&oldid=- (Version vom 1.8.2018)