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büßen müssen, während die Ueberlebenden dafür immer dem Tode ins Auge sähen. 412 Jetzt erbarmte sich endlich Vespasian über ihr Unglück und rüstete sich zum Aufbruch gegen Jerusalem, das er äußerlich zwar erobern, in Wirklichkeit aber aus der Bedrängung durch dessen eigene Feinde befreien wollte. 413 Vorher musste er aber noch die übrigen Theile des Landes unterwerfen, und so mit allem aufräumen, was noch von außen her die Belagerung Jerusalems hätte stören können. Er marschierte also zunächst auf Gadara, die stark befestigte Hauptstadt von Peräa, los und hielt am vierten des Monates Dystrus seinen Einzug in diese Stadt. 414 Es hatten nämlich gerade zuvor die Größen der Stadt, ohne dass die Aufständischen daselbst etwas davon merkten, eine Gesandschaft an Vespasian abgeschickt, um wegen der Uebergabe zu verhandeln, wozu sie ebensowohl die Liebe zum Frieden, wie die Sorge um ihr Vermögen veranlasst hatte: in Gadara wohnten ja viele reiche Leute. 415 Von ihrer Gesandtschaft hatte, wie gesagt, die Gegenpartei keine Ahnung: erst als Vespasian schon nahe stand, brachten sie es in Erfahrung. Da sie aber ihren Gegnern in der Stadt selbst numerisch nicht gewachsen waren und die Römer schon nicht mehr weit von der Stadt entfernt sahen, mussten sie alle Hoffnung aufgeben, die Stadt halten zu können, und beschlossen die Flucht zu ergreifen: dies sollte jedoch schandenhalber nicht geschehen, ehe nicht Blut geflossen, und ehe sie nicht an den Schuldigen irgendwie Rache genommen hätten. 416 Sie ergriffen demnach den Dolesus, welcher nicht bloß nach seiner Stellung und Abkunft der vornehmste Mann der Stadt war, sondern auch die Gesandtschaft veranlasst haben sollte, und ermordeten ihn. Selbst den Leichnam verstümmelten sie noch in ihrer maßlosen Wuth und verließen hierauf eiligst die Stadt. 417 Als jetzt die römische Heeresmacht herankam, nahm die Bevölkerung von Gadara den Vespasian mit Begeisterung auf und erhielt von ihm sowohl die Zusicherung der vollen Gnade wie auch eine Besatzung aus Reiterei und Fußvolk, um sich gegen die Streifzüge der flüchtigen Rebellen vertheidigen zu können, 418 was für die Stadt gerade jetzt umso schwieriger war, da die Gadarener aus eigenem Antriebe, ohne erst von den Römern dazu aufgefordert zu sein, ihre Mauer geschleift hatten, damit schon der Umstand, dass sie auch beim besten Willen keinen Widerstand mehr leisten könnten, ihre aufrichtige Friedensliebe verbürgen möchte.

419 (4.) Vespasian sandte zunächst den Flüchtlingen von Gadara den Placidus mit 500 Reitern und 3000 Fußgängern nach und kehrte dann selbst mit dem übrigen Heere nach Cäsarea zurück. 420 Als die Flüchtigen so urplötzlich die verfolgenden Reiter gewahrten, drängten

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/342&oldid=- (Version vom 1.8.2018)