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Schweigen zu bringen, auf Hörweite an die Hohenpriester heran und erwiderte ihnen: 272 „Es wundert mich jetzt nicht mehr, dass man die Vorkämpfer für die Freiheit im Tempel eingeschlossen hält, nachdem gewisse Leute sogar dem ganzen Volke schon die gemeinsame Hauptstadt versperren 273 und in dem Augenblick, da sie sich zum Empfange der Römer rüsten, möglicherweise sogar schon die Thore mit Kränzen behängt haben, mit den Idumäern nur von den Festungsthürmen aus reden und ihnen gebieterisch bedeuten, die zum Schutze der Freiheit erhobenen Waffen wegzuwerfen. 274 Während sie aber auf der einen Seite den eigenen Stammgenossen nicht einmal soweit trauen, dass sie mit ihnen die Hauptstadt bewachen dürfen, machen sie dieselben zu Richtern ihres Zwistes, und während sie gegen einige die Anklage erheben, dass sie Leute ohne Process getödtet hätten, verurtheilen sie in einem Athem gleich ein ganzes Volk zur Strafe der Ehrlosigkeit, 275 da jene Stadt, die sonst sogar allen fremden Nationen angelweit offen steht, auf dass sie dort ihrer Andacht pflegen können, den eigenen Landsleuten jetzt wie eine Feindesburg verschlossen gehalten wird. 276 Ei, ei, nur zu Mord und Todschlag und zum Vergießen von Bürgerblut konnten wir herbeigeeilt sein, die wir doch nur darum so schnell zur Stelle waren, um euch, Unglücklichen, die Freiheit zu retten. 277 Sicher wird wohl auch das Unrecht, das ihr von den Eingeschlossenen erfahren habt, von dieser Gattung gewesen sein, 278 und dürften auch die Verdachtsgründe, die ihr gegen jene zusammengesucht habt, vermuthlich von derselben Ueberzeugungskraft sein, wie die gegen uns gerichteten. Weiter behauptet ihr in demselben Augenblick, da ihr gerade die besten Freunde der öffentlichen Wohlfahrt bei euch drinnen mit Wachen umstellet und die engeverwandten Stämme haufenweise und zwar unter den frechsten Forderungen zur Stadt hinaussperret, ihr behauptet noch, dass man euch tyrannisiere, und hänget den Schimpfnamen von Gewaltmenschen gerade jenen an, die ihr selbst tyrannisiert! 279 Wer sollte bei euren Worten, voll des bittersten Spottes, noch an sich halten können, wenn er das gerade Gegentheil in euren Werken sieht? Doch Geduld, die Idumäer werden euch auch jetzt aus eurer Hauptstadt ausschließen, wie ihr sie vom Tempel ihrer Väter ferne haltet. 280 An den im Tempel Belagerten könnte man billigerweise nur das eine aussetzen, dass sie bei ihrem kühnen Unternehmen, die Verräther zu züchtigen, welche ihr als Gleichgesinnte natürlich »angesehene und solide Männer« nennet, nicht gleich mit euch selbst angefangen und so die Verrätherei schon früher ins Herz getroffen haben. 281 Wenn aber auch jene über Gebür glimpflich mit euch verfahren sind, so werden wir, Idumäer, das Haus Gottes zu schützen wissen und die gemeinsame Vaterstadt

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/327&oldid=- (Version vom 1.8.2018)