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Gottheit für die Schmach, die man ihr angethan, die Geschosse gegen die Schützen, so dass die Gottlosen von den eigenen Pfeilen durchbohrt werden. Wir brauchen uns nur sehen zu lassen, und ihre Macht ist gebrochen! 191 Sollte es aber dabei nicht ohne alle Gefahr abgehen, so ist es gewiss etwas schönes, an den heiligen Thoren zu sterben und sein Leben, diesmal freilich nicht für Weib und Kind, wohl aber für Gott selbst und seine heilige Stätte hinopfern zu dürfen. 192 Was aber meine Person betrifft, so werde ich überall mit Rath und That euch an die Hand gehen, und von meiner Seite soll keine Maßregel verabsäumt werden, die zu eurem Schutze dienen kann, noch sollet ihr je bemerken, dass ich selbst mein eigen Leib und Leben schonen werde.“

193 (11.) Mit diesen Worten suchte Ananus die Menge zum Kampfe gegen die Zeloten zu begeistern. Er täuschte sich übrigens durchaus nicht darüber, dass dieselben schon jetzt, dank ihrer Masse, ihrer Jugendkraft und Entschlossenheit, am allermeisten aber gerade infolge ihres Schuldbewusstseins fast unüberwindlich seien. Denn dass Leute, welche für das, was sie verübt, keinen Pardon mehr zu hoffen hatten, es bis zum äußersten kommen lassen und sich nie ergeben würden, war ihm klar. 194 Dennoch war sein Entschluss gefasst, lieber alles mögliche zu leiden, als bei einem solchen Aufruhr aller Elemente das Staatsruder sich selbst zu überlassen. 195 Das Volk verlangte jetzt stürmisch, gegen das von Ananus gezeichnete Gesindel geführt zu werden, und jeder wollte der erste sein, um der Gefahr die Stirne zu bieten.

196 (12.) Während aber Ananus die Kampffähigen aus dem Volke noch aussuchte und ordnete, hatten schon die Zeloten durch ihre Spione, die ihnen alle Vorgänge unter dem Volke hinterbrachten, von dem beabsichtigten Angriffe Wind bekommen. Höchst ergrimmt darüber, stürzten sie sofort, theils in dichten Massen, theils auch in kleinen Banden aus dem Heiligthum heraus und stießen jeden, der ihnen in den Wurf kam, schonungslos nieder. 197 Rasch ward nun von Ananus die Bürgerpartei gesammelt, die allerdings an Zahl den Zeloten überlegen war, aber dafür in der Bewaffnung und in der Schulung ihrer Massen hinter denselben zurückstand. 198 Doch ergänzte die Streitbegier, was beiden Parteien noch fehlen mochte. Die Stadtbevölkerung hatte sich mit Ingrimm, der da stärker ist, als jegliches Rüstzeug, die Räuber im Tempel aber mit der Verzweiflung, die keinen Gegner mehr zählt, gewappnet, 199 und während die einen das Leben in der Stadt für unerträglich hielten, solange sie nicht das Raubgesindel daraus vertilgt hätten, wussten die Zeloten ihrerseits, dass ihnen im Falle einer Niederlage wohl keine Marter erspart bleiben würde.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/318&oldid=- (Version vom 1.8.2018)