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Römern Rache nehmen könnten. 112 So zertheilte sich der Haufe von Flüchtlingen da- und dorthin, wohin jeden seine Kraft oder Beine eben trugen.

113 (5.) Als es tagte, erschien Titus wieder vor den Mauern, um die Capitulation entgegenzunehmen. Die Bürgerschaft öffnete ihm auch sofort die Thore, zog ihm mit Frauen und Kindern entgegen und feierte ihn laut als ihren Wohlthäter, der die Stadt von ihrem Kerkermeister befreit habe. 114 Man erzählte ihm nämlich zugleich von der Flucht des Johannes, bat ihn um Verzeihung für die Bürgerschaft und um die Bestrafung der noch übrigen Rebellen nach seinem Einzuge. 115 Ehe Titus die letztere Bitte der Bürger erfüllen wollte, sandte er vor allem eine Reiterabtheilung zur Verfolgung des Johannes ab. Ihn selbst erwischten nun zwar die Reiter nicht mehr, da er schon vor ihnen Jerusalem mit heiler Haut erreicht hatte, aber von den Männern, die mit ihm von Gischala aufgebrochen waren, hieben sie an die 6000 nieder, während sie von den Frauen und Kindern nicht viel unter 3000 von allen Seiten zusammentrieben und zur Rückkehr nöthigten. 116 Titus ärgerte sich natürlich, dass er nicht sogleich dem Johannes für seinen Betrug den Kopf vor die Füße hatte legen können, aber die Menge der Gefangenen und die Gefallenen boten immerhin seinem Grimme eine Genugthuung, mit der er sich über die fehlgeschlagene Expedition trösten konnte. Er betrat nun, von Lobeshymnen umrauscht, die Stadt 117 und ließ durch seine Soldaten eine kleine Strecke von der Mauer einreißen, das gewöhnliche Zeichen der Einnahme, suchte aber im übrigen mehr durch Drohungen als durch wirkliche Executionen die Unfriedenstifter zur Ruhe zu zwingen: 118 Denn würde er, meinte Titus, an die Ausscheidung der Strafbaren gehen, so würden wohl viele aus Privathass und persönlicher Feindschaft die unschuldigsten Leute angeben. Es sei aber doch gewiss besser, den Schuldigen zwischen Furcht und Hoffnung am Leben zu belassen, als einen, der es nicht verdient hat, mit ihm zugrunde gehen zu lassen. 119 Denn im ersteren Falle könnte es wohl sogar geschehen, dass er den begnadigten Störefried durch die Furcht vor der Strafe zur Vernunft brächte und durch den großmüthigen Pardon für das Vergangene beschämte: umgekehrt aber könnte man die Hinrichtung widerrechtlich hingeopferter Menschen nicht mehr rückgängig machen. 120 Indes legte er in die Stadt zur Sicherheit eine Besatzung, um sowohl die Neuerungssüchtigen im Zaume zu halten, als die friedlich Gesinnten mit größerer Zuversicht bei seinem Scheiden zu erfüllen. So war nun Galiläa endlich nach vielem Schweiß und saurer Arbeit von den Römern vollständig bezwungen.


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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/309&oldid=- (Version vom 1.8.2018)