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54 (8.) So hielten sie in dieser traurigen Lage noch längere Zeit aus. Unterdessen beschäftigte sich Vespasian wie zur Abwechslung neben der Belagerung von Gamala auch mit der Besatzung des Berges Itabyrium, 55 der sich zwischen der großen Ebene und Scythopolis befindet und zu einer Höhe von beiläufig dreißig Stadien aufragt. Er ist nur an der Nordseite und auch da nur zur Noth zugänglich. Seinen Gipfel bildet eine ganz ummauerte Ebene von 26 Stadien Umfang. 56 Trotz dieser gewaltigen Ausdehnung hatte Josephus die Ringmauer um dieselbe in nur vierzig Tagen aufgeführt, während welcher Zeit er sich nebst anderem Bedarf auch das Wasser von unten her beistellen lassen musste, da die Bergbewohner bloß Regenwasser hatten. 57 Auf diesem Berge hatte sich nun eine große Menschenmenge zusammengefunden, weshalb Vespasian den Placidus mit 600 Berittenen dahin abschickte. 58 Da dem Placidus die Besteigung des Berges zu schwierig vorkam, so suchte er die Hauptmasse dadurch an sich heranzuziehen, dass er bei ihr die Hoffnung erweckte, er wolle sich in einen Vergleich einlassen und nur die Friedensschalmei blasen. 59 Wirklich stiegen die Juden den Berg herunter, aber nur in der Absicht, um der List mit List zu begegnen. Denn während auf der einen Seite Placidus nur darum so sanfte Saiten aufzog, weil er die Juden in der Ebene fassen wollte, so gaben sich umgekehrt auch die Juden ganz den Anschein, als ob sie nur auf sein Zureden hin zum Abstieg bewogen worden wären, während sie jedoch über den Unvorsichtigen herzufallen gedachten. 60 Indes zeigte sich Placidus als den größeren Schlaukopf. Denn kaum waren die Juden zum Angriff übergegangen, als er sich auch schon aus Verstellung zur Flucht wandte und die Juden auf ihrer Verfolgung weit in die Ebene hinter sich her lockte. Auf einmal lässt er seine Reiterei Kehrt machen, wirft die Feinde unter einem großen Gemetzel, bei dem die meisten von ihnen aufgerieben werden, über den Haufen und schneidet der übrigen Masse wenigstens den Rückzug auf den Berg ab, 61 infolgedessen sie gezwungen waren, dem Itabyrium den Rücken zu wenden und gegen Jerusalem zu fliehen. Die eigentlichen Bergbewohner, denen noch dazu das Wasser ausgegangen war, ergaben sich dann auf Gnade und lieferten die Mannschaft und den Berg an Placidus aus.

62 (9.) Mittlerweile machten sich in Gamala die Verwegneren aus der Bevölkerung, einer nach dem andern, heimlich aus dem Staube, indes die schwächeren Leute dem Hunger erlagen. 63 Die wehrhafte Mannschaft aber trotzte der Belagerung bis zum 22. des Monates Hyperberetäus. Um die genannte Zeit schlichen sich drei Soldaten der fünfzehnten Legion gegen die Morgenwacht an den auf ihrer Seite vorspringenden Thurm heran und begannen in aller Stille denselben

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/303&oldid=- (Version vom 1.8.2018)