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453 (8.) Aus Furcht vor den Folgen dieses Ereignisses flüchteten sich die Aeltesten und Angesehensten der Bürgerschaft ins römische Lager und begaben sich in Begleitung des Königs, 454 dessen Beistandes sie sich versichert hatten, zu Vespasian, den sie kniefällig um Schonung anflehten: „Wende deinen Blick nicht von uns“, baten sie, „und rechne die Thorheit einiger weniger nicht der ganzen Stadt an, 455 sondern lasse Gnade einer Bevölkerung angedeihen, die immer römerfreundlich gesinnt war, und züchtige nur die eigentlichen Anstifter des Abfalles, von denen wir selbst, obgleich es uns schon längst nach einer friedlichen Vereinbarung drängte, bis zur Stunde überwacht worden sind.“ 456 Obwohl der römische Feldherr wegen des Raubes der Pferde gegen die ganze Stadt erbittert war, so ließ er sich doch durch diese Bitten erweichen, besonders da er die Unruhe wahrnahm, in welcher sich Agrippa wegen des Schicksales seiner Stadt befand. 457 Nachdem sich so die Gesandten im Namen der Bürgerpartei mit den Römern abgefunden hatten, hielten es die Parteigänger des Jesus nicht mehr für geheuer, noch langer in Tiberias zu bleiben, und machten sich eilends nach Tarichää auf. 458 Am folgenden Tage schickte Vespasian den Trajan mit einer Reiterabtheilung auf die Berghöhe bei Tiberias, um zu erforschen, ob der Wunsch nach Frieden im Volke auch wirklich ein allgemeiner sei. 459 Als er nun erfuhr, dass die Bürgerschaft vollständig die Gesinnung der früheren Schutzflehenden theile, so begab er sich mit seinem Heere persönlich nach der Stadt, deren Bewohner auch sogleich die Thore öffneten, ihm unter begeisterten Zurufen entgegenzogen und ihn mit lauter Stimme als ihren Retter und Wohlthäter bezeichneten. 460 Da es an den schmalen Eingängen mit dem Einmarsch des Heeres seine liebe Noth hatte, ließ Vespasian an der Südseite der Stadtmauer ein Stück einreißen, um seinen Soldaten einen breiteren Eingang zu verschaffen. 461 Doch gab er aus Rücksicht für Agrippa zugleich den strengen Befehl, sich jeder Plünderung und Gewaltthat zu enthalten, und ließ auch seinetwegen die Mauern sonst intact, nachdem der König sich für die Einwohner der Stadt verbürgt hatte, dass sie von jetzt an treu zu den Römern stehen würden. Auf diesem Wege brachte Vespasian die vom Aufruhr bedrohte Stadt, freilich nicht gerade im besten Zustande, wieder auf seine Seite.


Zehntes Capitel.
Der Kampf um Tarichää.

462 (1.) Nun setzte Vespasian seinen Marsch weiter fort und lagerte dann zwischen Tiberias und Tarichää. Das Lager ließ er diesmal besonders stark befestigen, weil er sich hier auf einen langwierigen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/285&oldid=- (Version vom 20.2.2020)