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ganzen Lager, wo seinetwegen schon die größte Bangigkeit herrschte, persönlich zeigte: ja, er fachte damit die Kampfesglut der Seinen gegen die Juden erst recht an, weil ein jeder sich von jetzt an auch als Rächer seines Feldherrn fühlte und schon darum in das dichteste Kampfgewühl stürzen wollte. So stürmten sie denn unter lauten Zurufen gegenseitiger Ermunterung neuerdings auf die Stadtmauer los.

240 (23.) Obwohl nun jetzt die Leute des Josephus einer auf den anderen unter dem Hagel aus den Katapulten und Ballisten hinsanken, so ließen sie sich doch nicht von der Mauer verjagen, sondern schleuderten Feuerbrände, Eisenstücke und Felstrümmer auf die Römer, welche den Widder unter dem Weidengeflecht schwangen, herab. 241 Diesmal aber hatten die Juden keinen oder nur geringen Erfolg, während sich bei ihnen Leichen auf Leichen häuften, weil sie den Feind ihrerseits gar nicht recht ausnehmen konnten, wohl aber umgekehrt selbst von ihm gut gesehen wurden. 242 Denn im Scheine des eigenen Feuers boten sie den Römern ein sehr scharfes Ziel, nicht anders, wie bei Tage, indes sie sich selbst vor einem feindlichen Geschosse, weil man die Wurfmaschinen von weitem nicht wahrnahm, nur schwer inacht nehmen konnten. 243 Dabei war die Gewalt der kleinen und großen Katapulten so groß, dass sie gleich viele auf einmal durchbohrten, und der Anprall der von den Ballisten abgeschossenen Steine so heftig, dass er ganze Brustwehren wegriss und die Ecken von den Thürmen platt drückte. 244 Es gab keinen noch so compacten Schlachthaufen, der nicht bis zur letzten Reihe unter der Wucht und Größe eines solchen Steines niedergestreckt worden wäre. 245 Gerade aus einigen Vorgängen während dieser furchtbaren Nacht mag man die Kraft der Maschinen abnehmen. So wurde von der Balliste ein Mann aus der Umgebung des Josephus, als er auf der Mauer stand, getroffen und ihm dabei von dem Steine der Kopf weggerissen und die Hirnschale noch drei Stadien weit geschleudert! 246 Am nächsten Morgen traf die Maschine eine schwangere Frau in dem Augenblicke, als sie gerade aus dem Hause treten wollte, mit solcher Vehemenz auf den Bauch, dass das Kind aus dem Mutterschoß heraus noch ein halbes Stadium weit flog. Eine so entsetzliche Wirkung hatte die Steinschleuder! 247 Fast noch grauenvoller aber, als die eigentliche Wirkung der Geschütze nach dem Gesagten, war das Dröhnen, das sie begleitete, und noch unheimlicher, als die Kraft der Geschosse, ihr Zischen und Sausen. 248 Nacheinander hörte man den dumpfen Fall der zu Tode Getroffenen, die von der Mauer sanken, und in das furchtbare Jammergeschrei, das jedesmal die Frauen im Innern der Stadt erhoben, klang von draußen das Aechzen der Sterbenden. 249 Der ganze Mauerkreis, vor dem der Kampf wüthete,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)