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einzulassen, da es nichts Unbändigeres gebe, als die Verzweiflung. 209 Ihr feuriger Ungestüm würde jedoch gewaltig gedämpft werden, wenn sie keinen bestimmten Angriffspunkt mehr hätten, wie das Feuer ohne Holz erlöschen müsse. 210 Uebrigens verlange es schon die römische Waffenehre, dass ein Sieg auch möglichst leicht und sicher errungen werde, da sie den Krieg ja nicht als eine Verlegenheitssache, sondern nur als ein Mittel für ihre Machterweiterung betrachten. 211 Von jetzt an suchte Vespasian die Juden für gewöhnlich nur durch die arabischen Bogenschützen, die syrischen Schleuderer und Steinwerfer zurückzutreiben, in welchen Kampf regelmäßig auch die großen Geschütze eingriffen. 212 Durch die Geschosse wurden nun freilich die Reihen der Juden stark gelichtet und selbst ins Wanken gebracht, aber sobald sie einmal den Schussbereich hinter sich hatten, stürzten sie sich umso wüthender auf die Römer und kämpften unbekümmert um Tod und Wunden, stets unterstützt von neuen Streitern, die, wie auch bei den Römern, die erschöpften Abtheilungen ablösten.

213 (19.) Nach einer langen Zeit und nach zahlreichen Ausfällen von Seite der Juden, die in Vespasian beinahe den Glauben erwecken mochten, dass eigentlich er der Belagerte sei, näherten sich endlich die Dämme soweit den Mauern, dass er zur Ansetzung des Widders schreiten konnte. 214 Es ist dies ein ungemein großer, fast dem Mastbaum eines Schiffes gleichender Balken, der an der Spitze mit einem dicken, in die Form eines Widderkopfes auslaufenden Eisenstück, von dem auch seine Bezeichnung kommt, versehen ist. 215 Dieser Balken hängt an starken, in seiner Mitte befestigten Seilen von einem anderen Bohlen, der selbst wieder beiderseits von mächtigen Pfosten getragen wird, wie von einem Wagebalken herab. 216 Eine größere Anzahl von Männern holt nun mit diesem Mast nach rückwärts aus und schwingt ihn dann mit vereinter Gewalt nach vorne, wo er mit seinem vorstehenden Eisen die Mauer trifft. 217 Kein Thurm so stark, keine Stadtmauer so dick, dass sie dem Widder, mögen sie auch dessen erste Stöße aushalten, auf die Dauer widerstehen könnten! 218 Mit diesem Belagerungsstück wollte es nunmehr der römische Feldherr versuchen, weil er sich angesichts der wachsenden Verluste, mit denen selbst die bloße Einschließung schon bei der rastlosen Gegenwehr der Juden für ihn verbunden war, beeilen musste, die Stadt mit einem entscheidenden Schlage zu nehmen. 219 Man brachte nun zunächst die Katapulten und die übrigen Geschütze, um den Vertheidigern auf der Mauer besser beikommen zu können, näher an die Stadt heran und erneuerte die Beschießung. Ebenso rückten zu gleicher Zeit die Bogenschützen und Schleuderer weiter vor. 220 Da infolge dessen keiner von den Feinden die Festungsmauer zu betreten

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/260&oldid=- (Version vom 1.8.2018)