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Schrecken erfüllt, indem die Leute von Tiberius den Schluss zogen, dass Josephus sicher nie die Flucht ergriffen haben würde, wenn er nicht die Hoffnung auf einen kriegerischen Erfolg ganz und gar aufgegeben hätte. 136 Sie hatten auch seine wahre Anschauung, in diesem Punkte wenigstens, ganz genau getroffen! Denn Josephus sah gar wohl, welchem Ende die Dinge bei den Juden zusteuerten, und er wusste nur einen einzigen Rettungsweg für sie – Umkehr! 137 Dennoch wollte er für seine Person, trotzdem er bei den Römern Pardon erwarten durfte, lieber tausendmal sterben, als durch einen Verrath sein Vaterland preisgeben und den ihm anvertrauten Feldherrnposten mit Schmach bedecken, um für diesen Preis bei jenen gute Tage zu haben, zu deren Bekämpfung er abgesandt worden. 138 Er beschloss demnach, den Behörden in Jerusalem die Sachlage ganz getreu schriftlich darzulegen, um weder selbst auf Grund einer allzu grellen Schilderung der feindlichen Kräfte später der Feigheit geziehen zu werden, noch auch infolge einer schönfärberischen Berichterstattung den Häuptern, welche möglicherweise schon ihren Sinn geändert haben konnten, vielleicht aufs neue zum Kampfe Muth zu machen: 139 die Regierung sollte vielmehr durch die Darstellung veranlasst werden, eine schnelle Antwort zu geben, im Falle sie sich zu einem Friedensschluss bequemen wolle, falls sie aber ernstlich den Kampf wünsche, ihm auch eine Armee zu senden, welche den Römern gewachsen wäre. 140 In diesem Sinne nun fasste Josephus sein Schreiben ab und schickte es durch eigene Boten schleunigst nach Jerusalem.

141 (3.) Da Vespasian in Erfahrung gebracht hatte, dass die meisten Feinde sich nach Jotapata geflüchtet hätten, und dass dieser Ort auch an sich schon einen starken Stützpunkt für die Juden abgeben würde, so war es sein nächstes Ziel, dieses Nest auszunehmen. Zu diesem Zwecke schickte er eine Abtheilung Fußvolk und Reiter ab, um den Weg dorthin, der bergig und steinig und schon für Fußgänger mit Schwierigkeiten verbunden, für die Reiterei aber ganz unpassierbar war, vorher in den rechten Stand zu setzen. 142 In vier Tagen war das Werk hergestellt, und dem Heere eine breite Straße gebahnt. Am fünften Tage – es war dies der 21. Tag des Monates Artemisius – warf sich Josephus noch rechtzeitig von Tiberius her in die Festung und hob durch seine Gegenwart den bereits gesunkenen Muth der Juden. 143 Ein Ueberläufer brachte dem Vespasian die frohe Kunde von dem jetzigen Aufenthalt des Josephus und drang in ihn, dass er ohne Säumen nach der Stadt aufbrechen möchte, da er mit ihr, wenn es ihm gelänge, auch des Josephus habhaft zu werden, schon ganz Judäa gewonnen hätte. 144 Mit einer Freude, wie man sie nur über den größten

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/252&oldid=- (Version vom 1.8.2018)