115 (2.) Nunmehr aber brachte Vespasian, der selbst einen Einfall in Galiläa schon fest im Sinne hatte, sein eigenes Heer in die bei den Römern übliche Marschordnung und rückte von Ptolemais ab. 116 Dem eigentlichen Zuge ließ er die leicht bewaffneten Hilfstruppen und Bogenschützen vorausschwärmen, um plötzliche Ueberfälle von Seite der Feinde zurückzuweisen und verdächtige Waldgründe, die leicht einen Hinterhalt bergen konnten, zu durchstöbern. Hinter diesen kam dann auch ein römisches Detachement von Schwerbewaffneten zu Fuß und zu Pferde, 117 gefolgt von zehn Soldaten aus jeder Centurie, die außer dem eigenen Gepäck auch noch die Messinstrumente zur Herstellung des Lagers mit sich führten. 118 An diese reihten sich die Wegmacher, welche die Aufgabe hatten, die Windungen der Heeresstraße abzukürzen und rauhe Stellen zu ebnen, wie auch hinderliches Strauchwerk zuvor abzuhauen, damit das Heer vom schlechten Wege nicht zu leiden hätte. 119 Hinter ihnen ließ Vespasian sein eigenes Gepäck und das seiner Unterfeldherren, welches eine starke Reiterabtheilung bewachen musste, transportieren. 120 Dann kam er selbst geritten, umgeben von seinen Elite-Garden zu Fuß und zu Ross und den Lanzenträgern. Ihm folgte die jeder Legion zugetheilte römische Reiterei, die da für eine Legion stets 120 Mann beträgt. 121 An diese schlossen sich die Maulthiere, welche die Helepolen und die sonstigen Kriegsgeschütze trugen. 122 Hierauf kamen die Legionscommandanten und die Präfecten der Cohorten mit den Tribunen, umschlossen von einer auserlesenen Kriegerschar; 123 dann die Standarten mit dem Adler in ihrer Mitte, welcher als König und Gewaltigster unter den Vögeln bei den Römern einer jeden Legion vorauszieht, da er ihnen ebensowohl als Zeichen der Herrschaft, wie auch als glückliche Vorbedeutung des Sieges gilt, mag der Feind, den sie angreifen wollen, sein, wer immer. 124 Hinter den heiligen Zeichen schritten die Trompeter, und dann marschierten die Schlachtreihen auf, die Colonne sechs Mann hoch und, wie üblich, von je einem Hauptmann zur Ueberwachung der Ordnung begleitet. 125 Nach dem Fußvolk kam der ganze Tross von Knechten, der den einzelnen Legionen angehörte und die Bestimmung hatte, das Gepäck der Soldaten auf Maulthieren und anderen Lastthieren dem Heere nachzuführen. 126 Diesem Zug der Legionen folgten dann noch die Miettruppen, an die sich als Nachtrab zur Deckung der ganzen Marschlinie theils leicht, theils schwer bewaffnetes Fußvolk und eine zahlreiche Reiterschar anschloss.
127 (3.) In dieser Ordnung setzte Vespasian und seine Streitmacht den Marsch bis zur Grenze Galiläas fort. Daselbst angekommen, schlug er ein Lager auf und suchte die Kampfbegier seiner Soldaten einstweilen noch zu zügeln, weil er die Absicht hatte, durch die Ent-
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/250&oldid=- (Version vom 19.2.2020)