verweilen, zur Eile an, auf dass Niemand in seiner Reihe fehle. 92 Hierauf stellt der zur rechten Seite des Kriegsobersten stehende Herold dreimal in lateinischer Sprache die Anfrage, ob die Soldaten bereit wären zu kämpfen. Wie ein gewaltiges Brausen, und zwar des Jubels, schallt es ihm ebenso oftmal zur Antwort entgegen: „Wir sind bereit!“ Ja sie kommen dem Frager zuvor und heben, wie von einem Hauche des Kriegsgottes angeweht, unter lautem Geschrei die rechte Hand in die Höhe.
93 (5.) Nun rücken die Soldaten aus und marschieren alle in der Stille und unter Einhaltung der Ordnung dahin, indem ein jeder Reih und Glied geradeso wahrt, wie im Kampfe selbst. Die Fußgänger sind mit Harnisch und Helm gewappnet und tragen links und rechts je ein Seitengewehr, 94 von denen das Schwert zur Linken die Wehr zur Rechten bedeutend an Länge überragt, da letztere nicht mehr als eine Spanne lang ist. 95 Die auserlesene Garde des Feldherrn zu Fuß trägt Lanze und runden Schild, während das übrige Kriegsvolk zu Fuß Speere und längliche viereckige Schilde und außerdem noch Säge, Korb, Schaufel und Axt, ferner Riemen, Sichel und Handschellen, wie auch Mundvorrath für drei Tage tragen muss, so dass der Soldat zu Fuß einem Packesel wirklich nicht viel nachgibt. 96 Die Reiter dagegen haben auf der rechten Seite ein langes Schwert und in der Hand einen ziemlich langen Stangenspieß, indes ein viereckiger, schräg liegender Schild die Flanke des Pferdes deckt. In einem Köcher stecken noch drei oder mehr Wurfspieße, die an ihrer Eisenspitze sich verbreitern, aber sonst in ihrer Länge sich von förmlichen Speeren nicht unterscheiden. Alle haben Helme und Rüstung, wie die Fußgänger. 97 Die reitende Garde des Feldherrn hat übrigens gar keine anderen Waffen, als wie die Reiter der gewöhnlichen Geschwader. An der Spitze des Zuges marschiert stets jene Legion, die durch das Los die Vorhut bekommen hat.
98 (6.) Das ist also die Marsch- und Lagerordnung bei den Römern, sowie der Unterschied in ihrer Bewaffnung. Bei ihren kriegerischen Operationen geschieht nichts ohne vorausgehende Berathung, nichts ohne Vorbereitung, vielmehr wird jede Unternehmung stets von einem bestimmten Entschluss geleitet, aber auch das, was einmal beschlossene Sache ist, in die That umgesetzt. 99 Das ist auch der Grund, warum sie sehr wenige Fehler machen und, falls sie doch dann und wann zu Schaden kommen, die gemachten Fehler leicht wieder verbessern können. 100 Ja, sie halten selbst das Misslingen eines vorbedachten Planes noch für etwas besseres, als solche Erfolge, die nur der Ausfluss des Glückes sind, da ein nur zufälliger schöner Erfolg, wie sie sagen, zur Unbe-
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/247&oldid=- (Version vom 19.2.2020)