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von Leidenschaft als von Ueberlegung geführt wohl disciplinierten und auf jeden Wink eingeübten Truppen gegenüberstanden, so wurden sie mit leichter Mühe geschlagen. 16 Denn sobald nur einmal ihre ersten Linien in Verwirrung gebracht waren, mussten sie auch schon vor der Reiterei die Flucht ergreifen, wobei sie auf die hinteren, mit aller Gewalt gegen die Mauer hindrängenden Abtheilungen stießen, so dass sich die Juden auch noch gegenseitig verwundeten, bis endlich alle mitsammen, von den Attaquen der Reiterei zurückgeworfen, über die ganze Ebene zersprengt wurden. Diese war ein breites und der ganzen Ausdehnung nach für die Reiterei günstiges Terrain, 17 das somit die Bewegungen der Römer wirksam unterstützte und eine fast vollständige Niedermetzlung der Juden ermöglichte. Man konnte hier den flüchtigen Juden den Weg abschneiden, um sich dann denselben entgegenzustürzen, und wo sich infolge der eiligen Flucht ganze Knäuel gebildet hatten, dort sprengten die Römer mitten drein und hieben unzählige nieder. Andere wieder umringten kleinere Abtheilungen, wohin sie sich auch wenden mochten, und schossen sie einfach im Herumreiten zusammen. 18 Für die Juden schien ihre eigene große Zahl infolge der Unmöglichkeit, etwas auszurichten, gar nicht zu existieren, während sich die Römer bei ihrem Waffenglücke, obschon gering an Zahl, im Feuer des Gefechtes zu verdoppeln glaubten. 19 Immerhin trotzten die Juden noch dem furchtbaren Schlage, theils weil sie sich schämten, so rasch das Feld zu räumen, theils weil sie auch auf einen Umschlag hofften, und so zog sich der Kampf, da auch die Römer ihren Vortheil auszunützen nicht säumten, bis zum späten Abend hin, um welche Zeit schon 10.000 Juden mit ihren zwei Anführern Johannes und Silas das Schlachtfeld bedeckten. 20 Die Uebrigen flohen, zum größten Theil selbst auch verwundet, mit dem noch am Leben gebliebenen Feldherrn Niger auf ein kleines Städtchen von Idumäa, namens Sallis, zu. 21 Von den Römern waren ebenfalls einige, aber nur ganz wenige, bei diesem Gefechte verwundet worden.

22 (3.) Durch diese große Schlappe wurde indes der Uebermuth der Juden nicht gedämpft, im Gegentheil steigerte noch das Unglück ihre Kühnheit. Ohne der Leichen zu achten, die noch zu ihren Füßen lagen, ließen sie sich durch ihre früheren Siegesthaten ein zweitesmal in die blutige Falle locken. 23 Nachdem sie kaum solange ausgesetzt, als zur Heilung ihrer Wunden nöthig war, zogen sie ihre ganze streitbare Mannschaft an sich und stürmten dann mit noch größerer Wuth und in weit größerer Anzahl, wie früher, gegen Askalon. 24 Aber außer ihrer Unerfahrenheit im Kriege und den sonstigen Schwächen in militärischer Hinsicht heftete sich auch diesmal wieder das Unglück an ihre Fersen.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/239&oldid=- (Version vom 19.2.2020)