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vom Lande und jene aus der Nähe, denen er ein Dorn im Auge war, ihn mit Lästerungen empfiengen und die unverzügliche Herausgabe des gemeinsamen Schatzes, wie auch das unumwundene Einbekenntnis der verrätherischen Abmachungen von ihm forderten. 603 Man hatte ja schon aus seiner ganzen Erscheinung abnehmen zu können geglaubt, er werde nichts von dem, was man bereits vermuthet hatte, ableugnen wollen, sondern habe die ganze Rührscene nur zu dem Zwecke veranstaltet, um wieder Verzeihung zu erlangen. 604 Josephus aber wollte mit diesem erniedrigenden Aufzug in Wirklichkeit nur Zeit für ein schlaues Manöver gewinnen. Er hatte es nämlich darauf angelegt, gerade das, was die Ursache des allgemeinen Zornes geworden, als Zankapfel unter die jetzt gegen ihn allein erbitterte Menge zu schleudern, und versprach zu diesem Ende, er wolle alles bekennen. 605 Nun ward ihm das Wort gelassen. „Diese Schätze“, hub er an, „habe ich weder dem Agrippa zurückschicken noch in meinen eigenen Sack stecken wollen! Oder habe ich denn wirklich einmal euren Feind mit meinem Freunde verwechselt, oder das, was dem Gemeinwesen abträglich ist, mit meinem eigenen Profit? 606 Wohl aber habe ich, ihr Männer von Tarichää, die Wahrnehmung gemacht, dass gerade eure Stadt am allerdringendsten eine Sicherung benöthigt, und zur Herstellung ihrer Mauer nothwendig auch Gelder braucht. Auf der anderen Seite habe ich mich indes der Besorgnis nicht entschlagen können, es könnte das Volk von Tiberius und die anderen Städte über die gemachte Beute herfallen, und so habe ich mir vorgenommen, lieber heimlich den Schatz zurückzubehalten, um euch damit eine Ringmauer zu bauen. 607 Ist euch das nicht recht, so lasse ich sofort die mir überbrachten Wertsachen herbringen, um sie der allgemeinen Plünderung zu überantworten. Habe ich aber das Rechte für euch getroffen, so schlaget jetzt meinetwegen auf euren Wohlthäter zu!“

608 (4.) Auf das hin begannen die Leute von Tarichää den Josephus auf einmal als ihren Mann zu feiern, während sich die von Tiberias mit den übrigen aufs neue in Beschimpfungen und Drohungen ergiengen. Bald war von Josephus keine Rede mehr, und beide Parteien geriethen sich dafür gegenseitig in die Haare. Jetzt wurde auch Josephus, da er die Bürger von Tarichää, die bei 40.000 ausmachten, hinter sich wusste, wieder kecker und sagte der ganzen Versammlung noch derbere Wahrheiten. 609 Nachdem er in längerer Ausführung ihre Vorschnelligkeit gegeißelt, schloss er mit der Erklärung: „Ich werde also mit dem jetzt verfügbaren Schatze zunächst Tarichää befestigen: doch werden auch alle anderen Städte mit ihrer Befestigung an die Reihe kommen. Denn niemals wird es an Geld mangeln, solange ihr nur fest

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/228&oldid=- (Version vom 18.2.2020)