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aus das Gerücht aussprengen, als ob Joseph die jüdische Sache an die Römer verrathen wolle. Solche und ähnliche Ränke schmiedete er gar viele zum Untergange dieses Mannes.

595 (3.) Um eben diese Zeit geschah es, dass einige junge Leute aus dem Dorfe Dabaritta, die zu der auf der großen Ebene aufgestellten Vorpostenkette gehörten, dem Haushofmeister des Agrippa und der Berenice, namens Ptolemäus, auflauerten und ihm sein ganzes Gepäck, das er mit sich führte, darunter nicht wenige wertvolle Kleider und eine große Anzahl silberner Pokale nebst 600 Goldstücken, raubten. 596 Da sie jedoch heimlich über die Beute nicht verfügen konnten, brachten sie alles zu Josephus nach Tarichää. 597 Dieser aber tadelte sie wegen ihrer Gewaltthat an den Leuten des Königs und hinterlegte die überbrachten Gegenstände bei der ersten Persönlichkeit von Tarichää, einem gewissen Annäus, mit dem Vorsatze, sie bei Gelegenheit den rechtmäßigen Eigenthümern zurückzuschicken. Aber gerade diese Handlungsweise hätte ihm selbst bald den Hals gekostet. 598 Die Beutemacher, die schon darüber recht erbost waren, dass sie von den gebrachten Beutestücken gar nichts erhalten sollten, hatten überdies auch die Absicht des Josephus, ihren eigenen sauren Erwerb an die königlichen Geschwister zu verschenken, bereits gemerkt, und liefen darum noch während der Nacht in ihre Dörfer zurück, um dort den Josephus als Verräther an den Pranger zu stellen. Sie alarmierten auch die benachbarten Städte und brachten es dahin, dass beim Morgengrauen 100.000 Bewaffnete gegen Josephus in Tarichää zusammenströmten, 599 wo sich die Menge in der Rennbahn versammelte und ihrem Zorne zunächst in einer Flut von Verwünschungen Luft machte. Die einen schrieen: „Steiniget ihn!“ die anderen: „Ins Feuer mit dem Verräther!“ Die Erbitterung der Massen ward noch von Johannes und außerdem von einem gewissen Jesus, Sohn des Sapphias, dem damaligen Stadtoberhaupte von Tiberius, geschürt. 600 Was die Freunde und Leibwächter des Josephus betrifft, so hatten sich diese vor Entsetzen über den Massenansturm, mit Ausnahme von vieren, sämmtlich geflüchtet. Josephus, der noch im Schlafe lag, wurde eben geweckt, als man schon Feuer bei seinem Hause legen wollte, 601 und sprang trotz der dringenden Aufforderung der vier bei ihm gebliebenen Personen, sich zu flüchten, weder durch die um ihn herum gähnende Leere noch von der Menge der anstürmenden Gegner eingeschüchtert, mit zerrissenem Kleide, das Haupt dicht mit Asche bestreut, die Hände auf den Rücken gelegt und sein eigenes Schwert an den Nacken gebunden, unter sie hinaus. 602 Bei diesem Anblick wurden seine Bekannten und ganz besonders die Bewohner von Tarichää von Mitleid ergriffen, während die Leute

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/227&oldid=- (Version vom 18.2.2020)