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der Stadt davongemacht und zu Cestius begeben. 557 Dagegen hatte es Antipas, der auch mit den genannten Personen die Belagerung im Königshofe durchgemacht hatte, verabsäumt, zu fliehen, und wurde, wie wir später noch berichten werden, von den Rebellen ermordet. 558 Saulus und seine Freunde wurden nun von Cestius auf deren eigenes Verlangen zu Nero nach Achaja geschickt, um dem Kaiser ihre persönliche Nothlage zu klagen und alle Verantwortung für den Krieg auf Florus zu schieben. In dem Grade, als der Zorn des Kaisers auf Florus gelenkt wurde, hatte natürlich auch Cestius Aussicht, die über seinem eigenen Haupte schwebenden Gefahren wenigstens abzuschwächen.

559 (2.) Unterdessen hatte man auch zu Damaskus Kunde von der Niederlage der Römer erhalten, was zur Folge hatte, dass die Einwohner sich sofort entschlossen, alle bei ihnen lebenden Juden aus dem Wege zu räumen. 560 Man glaubte mit der Ausführung dieses Planes umso leichteres Spiel zu haben, weil man, von Misstrauen geleitet, die Juden schon früher im Gymnasium zwangsweise zusammengebracht hatte, wo sie jetzt noch waren. Was sie fürchteten, waren nur die eigenen Frauen, da mit wenigen Ausnahmen alle der jüdischen Religion ergeben waren. 561 Sie suchten deshalb das Geheimnis mit der peinlichsten Vorsicht vor denselben zu wahren, und so konnten sie sich über die 10.000 unbewaffneten, in einem engen Raum zusammengepferchten Juden plötzlich hermachen und sie alle binnen einer Stunde ohne jeden ernsten Widerstand hinmetzgern.

562 (3.) Von der Verfolgung des Cestius nach Jerusalem zurückgekehrt, suchten die Rebellen nunmehr die noch römisch gesinnten Juden zum Theil mit Gewalt, zum Theil mit guten Worten auf ihre Seite zu ziehen und schritten dann in einer öffentlichen Versammlung am Heiligthum zur Aufstellung einer noch größeren Anzahl von Heerführern für den kommenden Krieg. 563 Gewählt wurden Joseph, Sohn des Gorion, und der Hohepriester Ananus, welche die höchste Gewalt über die ganze Hauptstadt erhielten und ganz besonders dafür zu sorgen hatten, dass die Stadtmauern höher gebaut würden. 564 Der Grund, warum man nicht Eleazar, den Sohn des Simon, mit der Leitung der öffentlichen Angelegenheiten betrauen wollte, obwohl derselbe bereits die römische Beute, wie auch die Casse des Cestius und außerdem einen großen Theil des Staatsschatzes unter seine Verwaltung zu bringen gewusst hatte, war der, dass man an ihm schon tyrannische Gelüste hervortreten und auch die ihm unterstehenden Zeloten fast wie königliche Leibgarden schalten und walten sah. 565 Indes bekam Eleazar, unterstützt von dem immer fühlbarer werdenden Geldmangel,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/222&oldid=- (Version vom 1.8.2018)