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sich die Römer nach Bethhoron flüchten konnten. Unterdessen besetzten die Juden die ganze Umgebung und passten mit der größten Aufmerksamkeit auf einen etwaigen Aufbruch der Römer.

551 (9.) Verzweifelnd gab nun Cestius den offenen Weitermarsch auf und dachte nur mehr an ein Mittel, um heimlich zu entrinnen. Zu diesem Zwecke wählte er sich bei 400 der muthigsten Krieger aus, mit denen er die Lagerwälle besetzte, und die den Auftrag erhielten, die Standarten der im Lager üblichen Wachposten dort oben aufzupflanzen, damit die Juden glauben sollten, dass seine ganze Heeresmacht noch immer an Ort und Stelle sei; er selbst brach mit den übrigen Truppen in aller Stille auf und kam in der Nacht noch dreißig Stadien weit. 552 Erst als es zu tagen begann, gewahrten die Juden, dass die Lagerstätte vom römischen Heere verlassen sei, und stürzten sich nun auf die 400 Soldaten, die sie so erfolgreich getäuscht hatten, schossen dieselben rasch über den Haufen und setzten dann wieder dem Cestius nach. 553 Dieser war aber schon während der Nacht den Juden ein nicht unbedeutendes Stück zuvorgekommen und marschierte jetzt bei Tage mit einer solchen Hast, dass die Soldaten in ihrer Verwirrung und Angst die Helepolen und Katapulten, wie auch die meisten anderen Belagerungsmaschinen liegen ließen, deren sich nunmehr die Juden bemächtigten, um sich ihrer später gegen eben jene zu bedienen, denen man sie abgejagt hatte. 554 Im Eifer der Verfolgung kamen die Juden bis Antipatris. Da sie aber die Römer nicht mehr erreichen konnten, kehrten sie wieder um und nahmen wenigstens die Maschinen in Beschlag, beraubten die Gefallenen, machten von dem, was die Römer zurückgelassen, reiche Beute und eilten dann unter Triumphgesängen in die Hauptstadt zurück. 555 Ihr Verlust war ein ganz unbedeutender gewesen, während sie den Römern und ihren Bundestruppen zusammen 5300 Mann Fußvolk und 380 Reiter niedergemacht hatten! Diese Niederlage der Römer war am achten des Monates Dius, im zwölften Jahre der Regierung des Kaisers Nero erfolgt.


Zwanzigstes Capitel.
Viele Vornehme flüchten aus Jerusalem. Cestius schickt eine Gesandtschaft an Nero. Die Juden von Damaskus. Die Rebellen stellen eine Anzahl Heerführer, darunter auch Josephus, den Geschichtschreiber dieses Krieges, auf. Thätigkeit des letzteren in Galiläa.

556 (1.) Nach diesem unglücklichen Zuge des Cestius verließen viele angesehene Juden die Stadt, wie die Ratten das sinkende Schiff. Auch die Brüder Kostobar und Saulus hatten sich mit Philippus, dem Sohne des Jakimus, dem Feldhauptmann des Königs Agrippa, aus

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/221&oldid=- (Version vom 18.2.2020)