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übrigen Einwohnern von Scythopolis und mit Hintansetzung ihrer Stammesverwandtschaft, nur um ihre Haut zu sichern, gegen ihre Landsleute ausrückten. Aber selbst diese ihre ausnehmende Bereitwilligkeit blieb vom Argwohn nicht verschont. 467 Es besorgten nämlich die Scythopolitaner, dass sie sich während der Nacht über die Stadtbewohner hermachen und mit Strömen heidnischen Blutes sich von der Schuld ihres Abfalles vor den Stammgenossen reinwaschen könnten. Man befahl ihnen daher, sich mit ihren Familien in den städtischen Hain zu begeben, um, wie man ihnen sagte, auf diese Weise ihr volles Einverständnis mit den übrigen Bewohnern zu bekräftigen und ihre Treue gegen die heidnische Bevölkerung zu beweisen. 468 Die Juden kamen auch dem Auftrag ohne jede böse Ahnung nach, und die Scythopolitaner blieben, um diesen ihren guten Glauben noch sicherer zu täuschen, zwei Tage hindurch ganz ruhig. Wie sie nun auf ihrer Lauer in der dritten Nacht die Juden zum Theil ganz sorglos, zum Theil auch eingeschlafen sahen, hieben sie alle, über 13.000 Menschen, zusammen und rissen ihre ganze Habe an sich.

469 (4.) Es verdient hier auch das unglückliche Ende eines gewissen Simon angeführt zu werden, dessen Vater Saulus nicht gerade zu den unbekannten Persönlichkeiten zählte. Der Sohn selbst, ein Mann von außergewöhnlicher Körperkraft und Waghalsigkeit, hatte leider beide Vorzüge nur zum Unheil seiner eigenen Stammgenossen geltend gemacht. 470 Tag für Tag hatte er nämlich die Juden vor Scythopolis angegriffen und ihrer viele erschlagen, ja oftmals hatte er sie alle miteinander in die Flucht gejagt und durch seinen Arm allein das ganze Gefecht zur Entscheidung gebracht. 471 Endlich ereilte ihn die gerechte Rache für sein Wüthen am eigenen Fleische. Denn als die Scythopolitaner sie umzingelt hätten und nun in dem erwähnten Haine niederzuschießen begannen, da zog er sein Schwert, ohne sich jedoch auf einen der Feinde zu stürzen, die er in so erdrückender Uebermacht vor sich sah, und schrie ganz außer sich vor innerem Schmerze: 472 „Nur zu wohlverdient ist der Lohn, den ich für meine Unthaten von den Scythopolitanern jetzt erhalte, weil ich mit soviel Bruderblut meine Anhänglichkeit an sie besiegeln zu müssen glaubte. Als Fluchbeladene und als Leute, gegen die man den Treubruch von Seite eines Fremden nur begreiflich finden kann, weil sie an dem eigenen Volke aufs ärgste gefrevelt haben, wollen wir nun auch den Tod erleiden und zwar den Tod durch eigene Hand, da sich für solche Sühne ein Stoß von Feindes Hand wohl weniger ziemt. 473 Doch soll mir diese That nicht bloß eine volle Sühne für meine Schlechtigkeit sein, sondern auch den Ruhm meiner Tapferkeit verkünden, damit kein Gegner sich mit meiner Ermordung brüsten oder gar noch

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/210&oldid=- (Version vom 17.2.2020)