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zum Theil auch in Brand gesteckt. So rückte man weiter gegen das tyrische Kedesch, Ptolemais, Gaba und Cäsarea. 460 Nicht einmal Sebaste vermochte ihrem Ansturm zu widerstehen, sowenig wie Askalon. Von ihren rauchenden Trümmern weg zogen die Juden gegen Anthedon und Gaza, das sie beides der Erde gleich machten. Auch zahlreiche Dörfer im Umkreis dieser Städte fielen den Juden zur Beute, und geradezu unermesslich war die Zahl der Menschen, die in ihre Hände geriethen und einfach niedergestoßen wurden.

461 (2.) Man darf aber ja nicht glauben, als hätten die Syrer etwa weniger Leute von ihren Gegnern niedergemacht, als die Juden, da umgekehrt auch sie jene Juden, die sie in ihren Städten erwischen konnten, hinschlachteten, und zwar nicht mehr bloß aus Gehässigkeit, wie früher, sondern schon aus dem einen Grunde, um dem über ihrem eigenen Haupte schwebenden Verderben zuvorzukommen. 462 Ein wilder Aufruhr durchtobte ganz Syrien, und jede Stadt war in zwei feindliche Heerlager geschieden: den Gegner mit dem Vernichtungsschlage zu überholen, war das einzige Rettungsmittel! 463 Nachdem man den Tag über in Blut gewatet, brachte die Nacht mit ihrem unheimlichen Grauen noch größeres Bangen. Sobald man sich irgendwo die eigentlichen Juden vom Halse geschafft zu haben glaubte, musste man sich noch vor ihren Anhängern inacht nehmen, da es Niemand auf sich nehmen wollte, das in den einzelnen Städten vorhandene erwähnte Zwitterelement kurzer Hand zu vernichten, während man doch andererseits diese Leute als Mischlinge gerade so gut, wie die Vollblutjuden, zu fürchten hatte. 464 Dazu kam noch die Habgier, welche selbst Leute von einer wahren Lammesnatur, wie es früher schien, zum Morde ihrer Gegner verlockte: konnte man sich ja doch ganz ungescheut über die Habe der Erschlagenen hermachen und wie von einem Schlachtfeld weg die bei den Leichen gemachte Beute in die eigenen Häuser schleppen! Wer hier den größten Gewinn machte, war auch der größte Held, weil der größte Mörder! 465 Auf Schritt und Tritt konnte man in den Städten unbestattete Leichen, todte Greise, umgeben von kleinen Kindern und von Frauen, letztere sogar ohne die allernothwendigste Hülle, auf der Erde liegen sehen. Die ganze Provinz war voll unbeschreiblicher Jammerscenen, und die Spannung, welche durch die herumschwirrenden drohenden Gerüchte erzeugt wurde, war noch furchtbarer, als der Schrecken über die einzelnen in Wirklichkeit vorgefallenen Frevelthaten.

466 (3.) Hatten nun bisher die Juden immer nur mit Nichtjuden blutige Zusammenstöße gehabt, so mussten sie hingegen bei ihrem Sturm auf die Stadt Scythopolis die Feindschaft ihrer eigenen daselbst befindlichen Landsleute erfahren, die da in Reih’ und Glied mit den

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/209&oldid=- (Version vom 17.2.2020)