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sie nachdrücklichst dazu an, dass sie auch in Zukunft den Frieden bewahren möchten. Er verrichtete dann in Gottes Heiligthum, soweit er es als Heide betreten durfte, seine Andacht und kehrte wieder zu Cestius zurück.

342 (3.) Jetzt wandte sich neuerdings das ganze Volk an den König und die Hohenpriester und forderte von ihnen, dass sie gegen Florus mit einer Gesandtschaft an Nero auftreten sollten, um ja nicht den Verdacht einer Rebellion auf der Nation sitzen zu lassen, was geschehen würde, wenn man über ein so grässliches Gemetzel einfach mit Stillschweigen hinweggehen wollte. Denn ganz gewiss werde es in diesem Falle heißen, dass die Juden den Kampf begonnen haben, wenn sie nicht schnell genug den eigentlichen Störefried dem Kaiser anzeigen würden. 343 Es musste jedem klar sein, dass die Juden, im Falle man die Gesandtschaft rundweg abschlug, die Sache erst recht nicht ruhen lassen würden. Da nun Agrippa auf der einen Seite keine bestimmten Ankläger gegen Florus namhaft machen wollte, weil ihm dieser Vorgang allzu gehässig erschien, auf der anderen Seite aber sehen musste, wie es unmöglich in seinem Interesse liegen könne, der unter den Juden immer mächtiger auflodern den Flamme des Aufruhres ruhig zuzusehen, 344 so berief er das Volk zu einer Versammlung auf den Xystus und hielt dort beim Hasmonäerpalast, wo er sich mit seiner Schwester Berenice an einem weithin sichtbaren Punkt postiert hatte, da dieser Palast gerade oberhalb des durch eine Brücke mit dem Tempel verbundenen Xystus lag, an der Stelle, wo sich die Oberstadt mit seinem Gegenüber berührte, folgende Ansprache:

345 (4.) „Wenn ich die Wahrnehmung machen müsste, dass ihr alle miteinander zum Kriege mit den Römern fest entschlossen wäret, und nicht vielmehr gerade der unbescholtenste und solideste Theil des Volkes Frieden halten möchte, so wäre ich weder zu euch hergekommen, noch hätte ich es gewagt, euch einen guten Rath zu ertheilen, da jedes Wort der Aneiferung zur Erfüllung des Pflichtgemäßen dort verschwendet ist, wo alle Zuhörer zum Schlechten zusammenhalten. 346 Nachdem aber einige nur von ihrem jugendlichen Ungestüm, der von den Leiden eines Krieges noch nie etwas erfahren hat, andere von einer ganz aussichtslosen Hoffnung auf politische Freiheit, etliche selbst auch von einer schmutzigen Leidenschaft und durch die von der unterliegenden Partei, wenn einmal alles durcheinandergeht, zu erhoffende Beute zum Kriege aufgestachelt werden, so habe ich es für meine Pflicht gehalten, euch insgesammt zu dieser Versammlung einzuberufen und euch meine Meinung darüber zu sagen, was euch vortheilhaft sein könnte, damit einestheils die genannten Elemente unter euch durch meine Belehrung

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/192&oldid=- (Version vom 17.2.2020)