sich auf die Dächer vertheilten und von da aus die Römer beschossen. Auf solche Weise hart mitgenommen durch die Geschosse von oben und zu schwach, um sich durch die Menge, welche die Gassen vollgepfropft hatte, einen Weg zu bahnen, mussten sich die Römer in das beim Königspalast gelegene Lager zurückziehen.
330 (6.) Da die Aufrührer fürchteten, es könnte Florus den Sturm wiederholen lassen und sich doch endlich des Heiligthums auf dem Wege über die Antonia bemächtigen, so stiegen sie alsbald auf die mit der Antonia in Verbindung stehenden Tempelhallen und brachen sie ab. 331 Das dämpfte die Habgier des Florus, der es gerade auf den Gottesschatz abgesehen hatte und aus diesem Grunde gar so gern in die Burg Antonia gelangt wäre. Mit dem Abbruch der Hallen musste er seinen Herzenswunsch fahren lassen. Er ließ nun die Hohenpriester und den Rath vor sich kommen und erklärte ihnen, dass er jetzt die Stadt verlasse und nur eine nach ihrem Dafürhalten ausreichende Besatzung ihnen zurücklassen wolle. 332 Die Rathsherren glaubten sich vollständig für die Sicherheit und die Nimmerwiederkehr der aufständischen Bewegung verbürgen zu können, wenn er ihnen eine einzige Cohorte zurücklassen wollte, aber nur nicht jene, welche früher gegen das Volk das Schwert gezogen, da das Volk gegen diese Cohorte wegen der erlittenen Gewaltthätigkeiten höchst erbost sei. Florus wechselte die Cohorte, wie sie es wünschten, und kehrte mit der übrigen Macht wieder nach Cäsarea zurück.
333 (1.) Um der kriegerischen Bewegung einen neuen Stoß zu geben, richtete nun Florus an Cestius ein Schreiben, in welchem er die Juden als Rebellen verleumdete und ihnen sowohl die Eröffnung der Feindseligkeiten zuschob, als auch die von den Römern gegen die Juden verübten Greuelthaten ins gerade Gegentheil verkehrte. Aber auch die Häupter in Jerusalem blieben nicht stumm und schickten ebenfalls einen schriftlichen Bericht an Cestius, der sich über die von Florus an der Hauptstadt begangenen Unthaten verbreitete, und den auch Berenice durch ein Schreiben unterstützte. 334 Nach Durchlesung der von beiden Seiten eingelaufenen Berichte hielt Cestius mit seinen Generälen eine Berathung, in deren Verlaufe sich eine Anzahl derselben dahin aussprach, dass Cestius mit einer Armee nach Jerusalem hinaufziehen solle, um, wenn es wirklich einen Aufruhr gegeben hätte, die
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/190&oldid=- (Version vom 17.2.2020)