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die jüdischen Häupter und die Hohenpriester, von neuer Angst ergriffen, ihre Kleider und baten fußfällig alle und jeden insbesondere, sich doch jetzt ruhig zu verhalten und nach einem solchen Blutbad den Florus nicht zu einem zweiten Schritt von unberechenbaren Folgen zu reizen. 317 Bald hatte sich das Volk gefügt, theils aus ehrerbietiger Scheu vor der Persönlichkeit der Bittenden, theils auch, weil es hoffte, dass sich Florus in Zukunft keine solchen Zügellosigkeiten mehr gegen die Juden erlauben werde.

318 (3.) Wem es aber leid that, dass die Glut der Erregung wieder gestillt wurde, das war Florus, der nun, um sie neuerdings zum Auflodern zu bringen, die Hohenpriester und Angesehensten holen ließ und ihnen erklärte, sie könnten ihm den Beweis dafür, dass das Volk keinen weiteren Versuch zum Aufstande mehr machen werde, nur dann liefern, wenn die Juden den von Cäsarea heraufmarschierenden Soldaten zur Stadt hinaus entgegenziehen würden. Es kamen nämlich noch zwei Cohorten nach. 319 Während aber die Häupter noch daran waren, die Volksversammlung einzuberufen, sandte Florus an die Hauptleute der Cohorten eine Botschaft voraus mit dem Bedeuten, den unterstehenden Mannschaften den strengen Auftrag zu geben, dass sie die Begrüßung der Juden nicht erwidern und, wenn diese dann sich gegen den Landpfleger irgendwie verlauten ließen, gleich zu den Waffen greifen sollten. 320 Mittlerweile hatten die Hohenpriester die Volksmenge im Tempel versammelt, und redeten nun auf sie ein, dass sie den Römern entgegengehen und lieber noch die Cohorten bewillkommnen, als ein ganz heilloses Unglück herbeiführen möchte. Diesen Vorstellungen widersetzte sich jedoch das aufrührerische Element, und selbst das eigentliche Volk neigte unter dem Eindruck des Blutbades bereits zur Partei der Verwegeneren hin.

321 (4.) In diesem Augenblicke geschah es nun, dass alle Priester und alle Diener Gottes insgesammt in feierlicher Procession die heiligen Gefäße hervorholten und in ihrem vollen Ornat, in welchem sie den Gottesdienst zu feiern pflegten, die Harfenspieler aber und Hymnensänger mit ihren Musikinstrumenten vor dem Volke niederfielen und es auf den Knien beschworen, ihnen doch den heiligen Schmuck zu retten und die Römer nicht auch noch zum Raube des göttlichen Zierrates herauszufordern. 322 Selbst das Haupt der Hohenpriester sah man mit Asche bedeckt, und durch die im Schmerz zerrissenen Gewande blickten die nackten Brüste. Man flehte die Vornehmen einzeln, Name für Name, die große Menge aber insgesammt an, sie möchten doch nicht durch Außerachtlassung einer so kleinen Aufmerksamkeit die Vaterstadt jenen in den Rachen werfen, die sie ohnehin gern von

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/188&oldid=- (Version vom 17.2.2020)