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Plänen wieder kühner hervorzutreten wagten, indem die einflussreichsten unter ihnen sich um Geld sogar die Nachsicht des Landpflegers für ihr hochverrätherisches Treiben zu erkaufen wussten, während zu gleicher Zeit jener Theil des Volkes, der an der Ruhe keine Freude hatte, ganz natürlich durch seine Parteinahme jene Leute unterstützte, mit denen Albinus selbst unter einer Decke spielte. 275 So kam es, dass jeder Taugenichts einen Haufen Gleichgesinnter an sich zog, aus dem er selbst, wie ein Banditenführer oder kleiner Gewalthaber, hervorragte, um durch diese seine Trabanten alle ehrlichen Bürger auszuplündern. 276 Ueberdies mussten die so ausgezogenen auch noch fein stille sein bei solchen Dingen, die ihnen sonst die Zornesglut in das Gesicht gejagt hätten, und jene, die ungeschoren blieben, mussten schon aus Furcht, dasselbe Schicksal zu erleiden, selbst vor Leuten kriechen, die dem Henker gehört hätten. Mit einem Worte: das freie Wort war bei allen geknebelt, die persönliche Freiheit aber bei den meisten durch die Tyrannen bedroht. Auf diese Weise ward schon von da an der Keim für das nahende Verderben der Hauptstadt in den Boden gesenkt.

277 (2.) So groß nun auch der Schurke in Albinus war, so musste man ihn doch im Zusammenhalt mit seinem Nachfolger Gessius Florus noch als Tugendhelden betrachten. Albinus führte meist seine Spitzbübereien mit einer gewissen Verstohlenheit und Aengstlichkeit aus, aber Gessius brüstete sich noch mit seinen Frevelthaten gegen die jüdische Nation und ließ, geradeso als wäre er in der Eigenschaft eines Scharfrichters zum Abschlachten von Verurtheilten ins Land geschickt worden, keine Art von Raub und Gewaltthat unversucht. 278 Bei Scenen, die zum Mitleid herausforderten, zeigte er sich von ausgesuchter Grausamkeit, in Dingen, die jeden mit Scham erfüllen, von beispielloser Frechheit. Niemand hat je der Wahrheit durch seine Treulosigkeit ärgere Faustschläge versetzt, niemand bei seinen schlauen Streichen krummere Wege ausgeheckt! Sich erst bei Einzelnen seinen ungerechten Gewinn herauszupressen, war ihm zu minder, er musste gleich ganze Städte ausziehen und volkreiche Gemeinden ruinieren, und es gieng nur noch ab, dass er auch öffentlich im Lande durch einen Herold verkünden ließ, es dürfe jetzt ein jeder ungescheut stehlen und rauben, wenn nur der Landpfleger einen Theil des Geraubten bekäme. 279 Kam es ja doch soweit, dass infolge seiner Habgier ganze Bezirke verödeten, und viele aus ihrem angestammten Lande auswandern mussten, um in heidnischen Provinzen eine Zufluchtstätte zu finden.

280 (3.) Es nahm sich auch, solange Cestius Gallus am Sitze seiner syrischen Provinz blieb, Niemand den Muth eine Gesandtschaft an ihn

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/182&oldid=- (Version vom 17.2.2020)