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sogar in einer Sänfte trugen und auf ihre Unkosten ihm einen königlichen Hofstaat beistellten.

106 (2.) Augustus, der die Persönlichkeit des Alexander genau kannte, da dieser schon einmal von Herodes vor seinen Richterstuhl gebracht worden war, merkte wohl, schon bevor er noch den Menschen gesehen, den mit der Aehnlichkeit getriebenen Schwindel; da er aber gleichwohl auch den Ahnungen freudigerer Natur sein Ohr nicht ganz verschließen wollte, so schickte er einen gewissen Celadus, der mit Alexander gut bekannt gewesen, mit dem Auftrage ab, das Bürschchen zu ihm zu bringen. 107 Sobald Celadus seiner ansichtig geworden, fiel ihm sofort schon der Unterschied in den Gesichtszügen auf, und die weitere Wahrnehmung, dass seine ganze Constitution zu vierschrötig war und eher an einen Sclaven erinnerte, bestärkte ihn vollends in der Ueberzeugung, dass das Ganze nur ein Gaunerstückchen sei. 108 Er konnte aber kaum seine Entrüstung bemeistern, als er erst die kecken Worte vernahm, mit denen der Schwindler um sich warf. So sagte er z. B., als man ihn nach dem Verbleib des Aristobulus fragte, dass auch er gerettet, aber aus guten Gründen in Cypern geblieben sei, um sich keinen Nachstellungen auszusetzen: getrennt könnte man ihnen ja weniger anhaben. 109 Nun führte ihn Celadus beiseite und eröffnete ihm, dass der Kaiser ihm das Leben schenken wolle, wenn er denjenigen nennen würde, der ihn zu einer solchen Erzgaunerei beredet habe. Der Junge erklärte sich bereit, diesen Mann dem Kaiser zu verrathen, und folgte ihm zu Augustus, wo er in der That den Namen des Juden, der die Aehnlichkeit des Jünglings für den eigenen Säckel ausgebeutet hatte, angab und ganz naiv bemerkte, er, der falsche Alexander, habe in jeder Stadt allein schon eine solche Unmasse von Geschenken bekommen, wie sie wohl der wahre Alexander sein Lebtag nie erhalten habe. 110 Darüber musste selbst der Kaiser lachen und er ließ dann den falschen Alexander in Anbetracht seines kräftigen Körperbaues zum Ruderdienst auf die Galeeren bringen, während er den eigentlichen Anstifter zur Hinrichtung verurtheilte. Die Melier brauchten ihre Dummheit nur mit dem Verluste ihres Geldes zu büßen, das sie für den Schwindel ausgegeben hatten.

111 (3.) Als Archelaus die Ethnarchie übernahm, nahm er leider auch die Erinnerung an die ehemaligen Zerwürfnisse mit und benahm sich infolge dessen nicht bloß den Juden, sondern auch den Samaritern gegenüber so grausam, dass zuletzt beide Völkerschaften Gesandte an den Kaiser abschickten, um ihre Klagen gegen ihn anzubringen. Archelaus ward denn auch im neunten Jahre seiner Herrschaft nach Vienna, einer Stadt in Gallien, verwiesen, und sein Vermögen zu Gunsten

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/157&oldid=- (Version vom 15.2.2020)