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Schätze des Königs. 42 Als nun Pfingsten herannahte, ein bei den Juden unter diesem Namen bekanntes Fest, welches den Abschluss von sieben Wochen bildet und von der Zahl dieser Tage seine Bezeichnung erhalten hat, da führte diesmal nicht die gewohnte Andacht, sondern der allgemeine Unwille das Volk nach der Hauptstadt. 43 Eine unzählbare Menschenmasse aus Galiläa und Idumäa, aus dem Gebiete von Jericho und dem östlich vom Jordan gelegenen Peräa sammelte sich in Jerusalem, wozu noch der Kern der Nation aus dem eigentlichen Judäa kam, hervorragend durch die Zahl und den Kampfesmuth seiner Männer. 44 Man bildete drei getrennte Heerhaufen, von denen jeder ein eigenes Lager bezog, der eine auf der Nordseite des Tempels, der zweite auf der Südseite beim Hippodrom, während die dritte Abtheilung beim Königspalaste gegen Westen hin Stellung nahm. So hatten sie die Römer auf allen Punkten eingeschlossen und machten sich nun an die Belagerung.

45 (2.) Beim Anblick ihrer Menge und ihres wilden Muthes überkam den Sabinus doch ein gelinder Schrecken, und er schickte Boten um Boten an Varus mit der Bitte um eiligen Entsatz, da im Falle eines Verzuges die ganze Legion niedergehauen werden könnte. 46 Er selbst stieg unterdessen auf den höchsten Thurm der Veste, welcher von dem durch die Parther gemordeten Bruder des Herodes seinen Namen herleitete und Phasaël hieß, und ermunterte von da herab durch Winke die Legionssoldaten zum Sturme auf die Feinde, weil er vor lauter Entsetzen sich nicht einmal zu den Seinigen herunterzugehen getraute. 47 Trotzdem fügten sich die Legionäre dem furchtsamen Commando, machten einen Ausfall aus der Burg und drangen unter einem harten Kampfe mit den Juden gegen den Tempel vor, wo sie Dank ihrer militärischen Schulung gegenüber der ungeübten Menge so lange im Vortheile blieben, als es bei den Feinden niemandem einfiel, von oben herab Widerstand zu leisten. 48 Sobald aber einmal eine größere Zahl von Juden die Säulenhallen von oben besetzt hatten, und sie nun ihre Geschosse den Römern gerade auf die Köpfe schleuderten, da wurden viele von den letzteren zerschmettert, und es wurde ebenso schwierig, sich der Schützen von oben zu erwehren, als dem Andrang im Nahkampf Stand zu halten.

49 (3.) Dergestalt von beiden Seiten hart mitgenommen, legten die Soldaten von unten Feuer an die Säulenhallen, die wegen ihrer Größe und Pracht wahre Wunderwerke waren. Im Nu waren die obenstehenden von den Flammen eingeschlossen, von denen viele im Feuer, viele andere aber unter den Händen der Feinde, unter die sie herabsprangen, ihr Leben verloren. Manche stürzten sich selbst auf

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/148&oldid=- (Version vom 13.2.2020)