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23 (4.) Diese Action der Verwandten gegen Archelaus unterstützte auch noch Sabinus durch Briefe, die er an den Kaiser richtete und die über Archelaus nur Klagen, über Antipas dagegen das höchste Lob brachten. 24 So machte sich denn die Partei der Salome daran, die verschiedenen Beschwerdepunkte in einer Klageschrift zusammenzustellen, die sie dann beim Kaiser einreichte. Darauf antwortete Archelaus mit einer Gegenschrift, welche die Hauptpunkte seiner Rechtsansprüche darlegte, und ließ zugleich durch Ptolemäus den Siegelring seines Vaters, wie auch dessen Papiere dem Augustus übergeben. 25 Der Kaiser zog zunächst die von beiden Seiten vorgebrachten Gründe, sowie den Umfang des Königreiches und die Höhe seiner Einkünfte, außerdem noch die zahlreichen Glieder des herodianischen Hauses bei sich in Erwägung, las dann die von Varus und Sabinus hierüber eingelaufenen Berichte durch und versammelte hierauf den Staatsrath, an welchem er auch seinen Adoptivsohn Cajus, den Sohn des Agrippa und seiner Tochter Julia, zum erstenmal theilnehmen ließ. Hier ertheilte er nun den Parteien das Wort.

26 (5.) Zuerst trat Antipater, der Sohn der Salome, entschieden der tüchtigste Redner der Gegenpartei, in die Schranken und begann seine Anklagerede: Wenn Archelaus, so führte er aus, in diesem Augenblicke um den Thron sich bemühe, so sei das ein bloßes Geflunker mit Worten, weil er sich in der That schon längst als König geberdet habe und die jetzige feierliche Audienz vor dem Kaiser zu einem bloßen Possenspiel herabwürdige. Hätte er ja doch seine Entscheidung im Punkte der Thronfolge gar nicht erst abgewartet, 27 wenn anders es Thatsache sei, dass er nach dem Ableben des Herodes heimlich Leute bestellt und unter die Volksmenge gesteckt habe, die ihm das Diadem umwinden sollten, dass er feierlich auf einem Throne Platz genommen und wie ein König in verschiedenen Anliegen Audienzen ertheilt, wichtige Aenderungen in der Heeresorganisation getroffen und Avancements gestattet, 28 ja auch dem Volke alles versprochen habe, was es nur immer von ihm und zwar in einem Tone, als sei er schon wirklicher König, zu erlangen wünschte, und dass er endlich auch die von seinem Vater auf die schwersten Anschuldigungen hin in Haft gesetzten Personen ohne weiters freigelassen hätte. Und jetzt komme er daher, um sich von seinem höchsten Herrn eine Schattenkrone zu erbitten, indes er die wirkliche sich selbst schon eigenmächtig aufs Haupt gesetzt habe, um auf solche Art den Kaiser aus einem Gewalthaber zu einem Titelverleiher zu machen. 29 Ueberdies erhob Antipater gegen Archelaus den entehrenden Vorwurf, er habe selbst mit der Trauer über seinen Vater nur eine niedrige Farçe gespielt, indem er am Tage das jämmerlichste

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/145&oldid=- (Version vom 13.2.2020)