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Erstes Capitel.
Erneuerung der Huldigung gegen Archelaus. Ungestüme Forderungen an den König. Blutige Unterdrückung eines Aufstandes.

1 (1.) Dem Archelaus bereitete der Umstand, dass er nothwendig nach Rom reisen musste, gleich anfangs neue Wirren. Als er nämlich sieben Tage für seinen Vater Trauer gehalten und dem Volke ein sehr splendides Todtenmahl gegeben hatte, wie es bei den Juden schon Sitte ist – eine Sitte übrigens, die viele in Armut stürzt, weil es einem nicht freisteht, ob man die ganze Menge der Leidtragenden zum Schmause laden will oder nicht, sondern jeder, der es unterlässt, für pietätlos gilt –, zog er an Stelle des Trauergewandes ein weißes Kleid an und gieng in den Tempel, wo ihn das Volk unter den mannigfaltigsten Glückwunschbezeugungen empfieng. 2 Auch Archelaus bewillkommte seinerseits die Volksmenge von einem goldenen Throne aus, der auf einer hohen Estrade aufgestellt war, und sprach ihr vor allem seinen Dank für den regen Eifer aus, den sie beim Leichenbegängnisse seines Vaters bewiesen, wie auch für die Huldigungen gegen seine eigene Person, die selbst gegen einen bereits bestätigten König nicht schöner hätten sein können. Doch wolle er sich, erklärte er, vorläufig nicht bloß jeder Machtäußerung, sondern selbst der Anwendung der königlichen Titulatur enthalten, bis der Kaiser seine Thronfolge bestätigt haben würde, da diesem allein, wie schon das Testament hervorhebe, die oberste Verfügung über Alles zustünde. 3 So habe er auch in Jericho nicht einmal von dem Heere, das ihm schon das Diadem um die Stirne binden wollte, dasselbe entgegengenommen. Er werde indes ihre Bereitwilligkeit und wohlwollende Gesinnung, wie dem Militär, so auch dem Volke reichlichst vergelten, sobald er von den obersten Machthabern definitiv zum König ernannt sein würde. Denn es werde sein eifrigstes Bemühen sein, in jeder Beziehung einen besseren Eindruck auf sie zu machen, als sein Vater gemacht habe.

4 (2.) Darüber hocherfreut, wollte sich nun die Menge sogleich von der Aufrichtigkeit seiner Gesinnung durch hochgespannte Forderungen überzeugen. Die einen schrien, dass er die Abgaben erleichtern, andere, dass er die Zölle abschaffen, einige sogar, dass er die Gefangenen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/141&oldid=- (Version vom 13.2.2020)