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zerstreut hatten, theilte sie den Soldaten das Ereignis mit und beschied sie mit dem übrigen Volke zu einer Versammlung in das Amphitheater von Jericho. 667 Hier hielt zunächst Ptolemäus, der vom König mit der Bewahrung des Siegelringes betraut worden war, eine Rede, in welcher er den Verstorbenen höchst glücklich pries und das Volk zu beruhigen suchte. Dann las er den letzten Aufruf vor, den Herodes an seine Krieger gerichtet hatte, und in welchem er sie in nachdrücklichster Weise zur Hingebung an seinen Nachfolger aufforderte. 668 Nach der Verlesung dieser Schrift löste er die Siegel vom eigentlichen Testamente und las es gleichfalls der Versammlung vor. Es war darin Philippus zum Erben und Herrn von Trachonitis und den angrenzenden Gebieten, Antipas, wie schon oben gesagt, zum Tetrarchen, Archelaus aber zum König bestimmt. 669 Der letztere sollte nach der Anweisung des Königs dessen Siegelring und den mit dem königlichen Siegel versehenen Rechenschaftsbericht über die finanzielle Verwaltung des Königreiches dem Kaiser überbringen, weil diesem allein, wie Herodes anmerkte, die oberste Verfügung über alle seine Anordnungen, wie auch die Bestätigung des letzten Testamentes zustehe. In allen anderen Punkten möge sich Archelaus genau an die alten testamentarischen Bestimmungen halten.

670 (9.) Sofort entstand ein Sturm des Beifalles, und man brachte dem Archelaus die Glückwünsche dar. Soldaten und Volk defilierten in einzelnen Abtheilungen an ihm vorüber und versicherten ihn ihrer Anhänglichkeit, wie sie ihm auch den Segen Gottes wünschten. Hierauf nahmen die Vorbereitungen für das Begräbnis des Königs die Aufmerksamkeit in Anspruch, 671 wobei Archelaus keinen, auch noch so großen, Aufwand scheute und allen möglichen Zierrat aufbot, um damit den Leichenzug aufs prächtigste zu gestalten. Die Bahre war von massivem Golde und mit Edelsteinen besäet, darüber war eine golddurchwirkte Decke aus echtem Meerpurpur gebreitet, auf ihr war dann die Leiche selbst gebettet, gleichfalls in Purpur gehüllt, das königliche Stirnband auf dem Haupte, darüber noch eine goldene Krone, in der Rechten das Scepter. 672 Die Bahre umgaben zunächst seine Söhne und die zahlreiche Verwandtschaft. Diesen schloss sich die eigentliche königliche Leibgarde und das Corps der Thracier, der Germanen und Galater an, sämmtlich in voller Kriegsparade. 673 Das übrige Heer marschierte an der Spitze des Zuges hinter seinen Generälen und Obersten, gleichfalls in voller Rüstung. Den Schluss bildeten 500 königliche Sclaven und Freigelassene, welche verschiedene Specereien für die Bestattung trugen. So wurde die Leiche einen Weg von 70 Stadien bis nach Herodium geleitet, wo sie nach des Königs eigener Anordnung beigesetzt wurde. Damit schließt das Leben und die Regierung des Herodes.


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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/138&oldid=- (Version vom 12.2.2020)