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ein unausstehliches Jucken ein, wie auch ein beständiges kolikartiges Grimmen im Darm. Rings an den Füßen bildeten sich Wülste, wie bei einem Wassersüchtigen. Der Unterleib war entzündlich aufgeschwollen, und ein fauliges Geschwür, in dem schon Würmer wuchsen, durchfraß seine Schamtheile. Dazu gesellten sich bei liegender Stellung Erstickungsanfälle und in jeder anderen Lage wenigstens Athembeschwerden und endlich Krämpfe an allen Gliedern. Kein Wunder, wenn prophetische Männer diese furchtbaren Krankheitszustände als eine Strafe Gottes für die Hinrichtung der Gesetzeslehrer bezeichneten. 657 Obgleich nun Herodes mit so entsetzlichen Schmerzen zu kämpfen hatte, so hielt er dennoch zähe am Leben, hoffte immer noch auf Hilfe und suchte Heilung. So ließ er sich zu diesem Zwecke auch über den Jordan bringen, um die heißen Quellen von Kallirrhoë zu gebrauchen, die in den Asphaltsee abfließen und, weil Süßwasserquellen, auch trinkbar sind. Hier hielten es die Aerzte für gerathen, mit einem heißen Oelbad seine ganzen Lebensgeister wieder aufzuwärmen: kaum war er aber in die volle Badwanne mit Oel hineingelassen worden, als er plötzlich in Ohnmacht fiel und die Augen wie ein Sterbender zu verdrehen begann. 658 Unter der Dienerschaft entstand eine große Verwirrung, und bei ihrem Geschrei kam er wieder zu sich. Jetzt ließ Herodes selbst alle weitere Hoffnung auf Rettung fahren und gab Befehl, jedem Soldaten fünfzig Drachmen, den Officieren und Freunden aber noch viel beträchtlichere Spenden an Geld zu verabreichen.

659 (6.) Der König kehrte jetzt wieder nach Jericho zurück. Dort angekommen, verstieg er sich in seiner schwarzgalligen Stimmung, in der er fast dem Tode selber, ich weiß nicht, mit was noch, drohen wollte, zu dem Gedanken an eine ganz entsetzliche Unthat. Er ließ nämlich aus ganz Judäa bis zum letzten Dorfe herab die angesehensten Männer nach Jericho bringen und in das sogenannte Hippodrom oder die Rennbahn einsperren. 660 Er beschied dann seine Schwester Salome und ihren Gatten Alexas zu sich und sprach: „Ich weiß, dass die Juden meinen Todestag wie einen Feiertag begehen werden. Doch steht es noch in meiner Macht, durch den Tod anderer mir eine Leichenklage und eine gar solenne Trauerfeier zu verschaffen, vorausgesetzt, dass ihr meinen Befehlen zu Diensten sein wollt. Ihr sollt nämlich, sobald ich den Geist ausgehaucht habe, diese eingesperrten Männer sofort von den Soldaten umzingeln und auf der Stelle niederhauen lassen, damit in ganz Judäa jedes Haus über mich wenigstens unfreiwillige Thränen vergießen muss.“

661 (7.) Nach dieser entsetzlichen Anordnung trafen von seinen Gesandten in Rom Briefe ein, in denen die auf Befehl des Kaisers erfolgte

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/136&oldid=- (Version vom 12.2.2020)