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auch so schön wäre, um des väterlichen Gesetzes willen sein Leben hinzugeben. Denn die Seelen derer, die einen solchen Tod nähmen, seien wahrhaft unsterblich, und von ewiger Dauer sei auch ihr seliges Empfinden, während die gemeinen Seelen und alle jene, welche da unbekannt mit der Weisheit der Schriftgelehrten zum unwissenden Haufen gehörten, feige am Leben hiengen und den Tod im Bette dem Tode der Wackeren vorzögen.

651 (3.) Während sie noch so redeten, verbreitete sich das Gerücht, dass der König schon mit dem Tode ringe, was natürlich die jungen Leute noch mehr zur Uebernahme des Wagnisses ermuthigte. Am hellen Mittag nun, also zu einer Zeit, wo viele Leute im Heiligthum sich aufhielten, ließen sie sich an dicken Seilen vom Dache hinunter und schlugen den erwähnten goldenen Adler mit Aexten herab. 652 Sofort ward dem Befehlshaber des Königs Meldung erstattet, der denn auch gleich mit einer nicht unbeträchtlichen Schar zum Tempelhause hinaufstürmte, bei vierzig Jünglinge ergreifen und zum König hinabführen ließ. 653 Auf dessen erste Frage, ob sie es wirklich gewagt hätten, den goldenen Adler herunterzuschlagen, sagten sie ganz offen: „Ja.“ Auf die zweite Frage, wer es ihnen denn befohlen hätte, entgegneten sie: „Das väterliche Gesetz.“ Als der König dann noch weiter fragte, wie sie denn noch so fröhlich sein könnten im Angesichte eines sicheren Todes, erklärten sie: „Weil wir es nach unserem Tode weit besser haben werden!“

654 (4.) Auf das hin wurde der König über die Maßen zornig, so dass er sogar die Herrschaft über den siechen Leib wieder gewann und in die Volksversammlung sich begeben konnte, wo er in einer langen Anklagerede die Männer als Tempelräuber und als Leute hinstellte, die unter dem Deckmantel der Gesetzestreue eine noch viel ernstere Bewegung im Schilde geführt hätten, und mit der Forderung schloss, dass man sie als Gottesräuber bestrafen solle. 655 Da das Volk die Besorgnis hegte, es möchten wohl noch viele andere als Schuldige betroffen werden, so bat es den König, in erster Linie nur diejenigen zu züchtigen, welche zur That gerathen hätten, in zweiter Linie dann jene, die auf frischer That ergriffen worden wären, allen übrigen jedoch die Strafe nachzusehen. Nur schwer konnte sich der König dazu verstehen. Er befahl darauf, jene, die sich vom Dache hinuntergelassen hatten, sammt den Gesetzeslehrern lebendig zu verbrennen, während er die übrigen an Ort und Stelle festgenommenen Jünglinge einfach seinen Trabanten zur Hinrichtung übergab.

656 (5.) Von da an verbreitete sich die Krankheit über den ganzen Leib und äußerte sich in den verschiedensten qualvollen Erscheinungen. Bei nur mäßigem Fieber stellte sich auf der ganzen Hautoberfläche

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/135&oldid=- (Version vom 12.2.2020)