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eines so grauenhaften Verbrechens selbst vor den Augen der Menschen nicht leicht geheim gehalten werden kann, am allerwenigsten aber vor dem himmlischen Richter, der alles sieht und überall zugegen ist? 631 Oder wusste ich vielleicht nichts von dem traurigen Ende meiner Brüder, die Gott gerade wegen ihrer schlimmen Absichten auf dich so furchtbar gestraft hat? Was hätte mich dann auch gegen dich aufreizen können? Etwa die Hoffnung auf den Thron? Aber ich war doch schon so gut wie König! Oder der Verdacht, bei dir nicht wohl gelitten zu sein? Aber ward ich denn nicht geradezu zärtlich geliebt? Vielleicht irgend ein fremder Einfluss, den ich bei dir zu fürchten hatte? Aber es war doch umgekehrt mein Einfluss, wenn ich nur dich respectierte, von den anderen zu fürchten! Oder hatte ich zu wenig Geld? Ja, wer konnte denn einen freieren Gebrauch davon machen? 632 Gesetzt aber, ich wäre wirklich der allerverkommenste Mensch geworden und würde eher die Seele einer wilden Bestie besitzen, hätte ich denn nicht wenigstens durch deine Wohlthaten, o Vater, nothwendig kirre gemacht werden müssen, ich, den du nach deiner eigenen Aussage eigens zu dir zurück geholt hast, um mich dann vor sovielen Kindern zu bevorzugen, mich zu deinen Lebzeiten noch zum König zu ernennen und durch die unerschöpfliche Fülle aller anderen Gutthaten mich zu einem vielbeneideten Glückskind zu machen? 633 O, ich Unglücklicher, dass ich denn diese bittere Reise unternehmen musste! Wieviel Zeit habe ich doch dem Neide und welch’ einen weiten Vorsprung meinen hinterlistigen Feinden gelassen! Und doch weilte ich nur in deinem Interesse, o Vater, und zur glücklichen Beendigung deines alten Kampfes mit Sylläus in der Ferne, damit dieser Mensch nicht etwa dein graues Haupt noch mit Schmach bedecke. Ganz Rom ist Zeuge meiner Pietät und der Lenker des Erdkreises, der Kaiser, der mich oftmals Philopator, d. h. einen braven Sohn, geheißen hat. Nimm da, Vater, den Brief von ihm, der verdient mehr Glauben, als die Hofcabale da: das soll meine einzige Vertheidigungsschrift sein, das sind die besten Zeugnisse für meine kindliche Liebe gegen dich, auf die ich mich stützen kann. 634 Denke zurück, wie hart ich von hier fortgefahren bin, weil ich nur zu gut um die Feindseligkeit wusste, die gegen mich im ganzen Königreiche herrschte, wenn sie sich auch bis dahin noch nicht aus ihren Schlupfwinkeln gewagt hatte. Gerade du also, o Vater, hast mir, ohne es zu beabsichtigen, die Grube gegraben, da du mich zwangst, dem Neide zu seinen Verleumdungen Zeit zu lassen. Jetzt endlich bin ich wieder da, bin da, um den gegnerischen Zeugen kühn ins Auge zu schauen, ja ich, der Vatermörder, dem nirgends, weder zu Land noch zur See, auch nur

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/131&oldid=- (Version vom 12.2.2020)