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gang des Palastes schimpflich zurückgewiesen worden waren. Drinnen aber beim König war eben Varus, der Statthalter von Syrien. Antipater gieng nun zu seinem Vater hinein und mit einem Muthe, den nur die höchste Frechheit sich selbst einflößen kann, näherte er sich ihm, um ihn zu umfangen. 618 Herodes aber wehrt ihn mit beiden Händen ab, wirft das Haupt zurück und schreit laut auf: „Ha, das gienge gerade dem Vatermörder ab, dass er, obschon mit so entsetzlichen Anschuldigungen belastet, mich auch noch umhalsen möchte. Herunter sollst du mir, allerverruchtestes Haupt, wenn du dich unterstehest, mich anzurühren, ehe du dich von deinem schwarzen Verdachte gereinigt hast. Ich bewillige dir noch ein ordentliches Gericht und einen Richter, der nicht gelegener hätte kommen können, den Statthalter Varus da. Geh' und studiere dir deine Vertheidigung bis morgen zusammen; soviel Spielraum will ich deinem Lügengenie noch geben!“ 619 Auf das fand Antipater vor Bestürzung kein einziges Wort der Erwiderung und zog sich in seine Gemächer zurück. Hier trafen ihn endlich seine Mutter und seine Gattin und erzählten ihm alle Entdeckungen, die man gemacht hatte. Jetzt kam er wieder zu einer nüchternen Auffassung seiner Lage und machte sich an den Entwurf seiner Vertheidigungsrede.


Zweiunddreißigstes Capitel.
Antipater wird gerichtet und zu Tode verurtheilt. Complot der Akme. Die Hinrichtung Antipaters wird wegen der Krankheit des Königs verschoben. Herodes ändert sein Testament.

620 (1.) Am nächsten Tage versammelte der König seine Verwandten und Freunde zu einer Gerichtssitzung, zu der übrigens auch die Freunde des Antipater von ihm berufen wurden. Herodes nahm dabei mit Varus den Vorsitz ein und ließ zunächst sämmtliche Belastungszeugen hereinführen. Unter diesen wurden auch einige Diener der Mutter des Antipater vorgeführt, die kurz zuvor gerade in dem Momente betreten worden waren, wie sie eben einen Brief von ihr an den Sohn besorgen wollten, der folgenden Inhalt hatte: „Dein Vater hat alles – du weißt wohl, was – heraus. Komm daher ja nicht früher an den Hof, bevor du dich nicht einer militärischen Unterstützung von Seite des Kaisers versichert hast.“ 621 Als diese Diener mit den übrigen Zeugen eingeführt worden waren, kam auch Antipater, warf sich vor den Füßen seines Vaters mit dem Angesicht zur Erde und rief: „Ich bitte dich inständigst, Vater, dass du mich in keinem Punkte schon im Vorhinein verurtheilen, sondern mir nur ein billiges Gehör für meine

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/128&oldid=- (Version vom 12.2.2020)