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verhöhnen. Die Folge war, dass sie beim König in die größte Ungnade fiel. Aber trotz dieses Hasses von seiner Seite regierten die Frauen doch den ganzen Hof. 569 Die einzige Salome stellte sich dem Complote entgegen und beschuldigte beim König diese Zusammenkünfte unlauterer Bestrebungen gegen seine Regierung. Sobald die Frauen von dieser Anzeige und von der Aufregung des Königs erfahren hatten, stellten sie ihre offenen Zusammenkünfte und die sonstigen Aeußerungen ihrer Freundschaft ein, ja sie zeigten im Gegentheil, wenn es der König hören konnte, verstellter Weise sogar gegenseitige Feindschaft, wobei ihnen Antipater secundierte, indem er vor der Oeffentlichkeit mit Pheroras manchmal hart zusammengerieth. 570 Dafür kamen sie jetzt ganz heimlich zusammen und hielten nächtliche Gelage, so dass also gerade ihre genauere Ueberwachung nur dazu diente, ihr Zusammenhalten noch mehr zu verstärken. Indes kam Salome auch hinter diese Schliche und erstattete bei Herodes die Anzeige.

571 (2.) Dieser gerieth darüber in den glühendsten Zorn, am allermeisten gegen die Frau des Pheroras, welche Salome mehr als die anderen Frauen eingetunkt hatte. Herodes ließ nun einen Familienrath aus seinen Freunden und Verwandten zusammentreten, vor dem er das Frauenzimmer außer vielen anderen Vergehen auch der Beschimpfung seiner eigenen Töchter anklagte. Weiter sollte sie auch den Pharisäern Gelder zur Untergrabung der herodianischen Herrschaft zugewendet und seinen Bruder durch magische Tränke verzaubert und zum Feinde des Königs gemacht haben. 572 Am Schlusse der Rede wandte er sich an Pheroras und stellte ihn vor die Alternative, sich entweder für den Bruder oder das Weib zu erklären. Dieser aber gab zur Antwort, dass er eher das Leben als das Weib verlieren wolle, worauf der König in seiner Verlegenheit nichts anderes mehr thun konnte, als dass er sich von ihm weg zu Antipater wandte und ihm strenge den Verkehr sowohl mit der Frau des Pheroras, als auch mit ihm selbst und überhaupt mit der ganzen Weibersippe untersagte. Antipater hielt sich auch vor der Oeffentlichkeit genau an diesen Befehl, aber im Geheimen brachte er ganze Nächte bei ihnen durch. 573 Weil er aber doch das Späherauge der Salome fürchtete, so verschaffte er sich mit Hilfe seiner Freunde in Italien schlauer Weise eine Gelegenheit zu einer Romreise. Es kamen nämlich Briefe von ihnen an, des Inhaltes, dass Antipater innerhalb einer gewissen Zeit zum Kaiser gesendet werden möge. Darauf ordnete ihn Herodes ohne Verzug mit einem prächtigen Gefolge und vielen Schätzen an den Kaiserhof ab, mit der besonderen Bestimmung, das Testament des Königs zu überreichen, in welchem Antipater zum König, Herodes

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/119&oldid=- (Version vom 11.2.2020)