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reihte sich der Procurator Volumnius, mit den Verwandten und Freunden des Herodes, darunter Salome und Pheroras, dann kamen die vornehmsten Personen aus ganz Syrien. Nur König Archelaus fehlte, weil ihn Herodes als den Schwiegervater des Alexander im Verdachte der Parteilichkeit hatte. 539 Uebrigens war Herodes vorsichtig genug, die Söhne nicht in Person dem Gerichtshof vorzuführen, da er wohl wusste, dass schon ihre bloße Erscheinung allseitig das innigste Bedauern erwecken würde, falls sie aber, was nahe lag, dann auch das Wort ergreifen dürften, durch den Mund des Alexander spielend die Anklagen abweisen könnten. Um dies zu verhüten, wurden sie daher in dem sidonischen Dorfe Platane in sicherem Gewahrsam zurückgehalten.

540 (3.) Der König erhob sich nun und schlug in seiner Rede einen Ton an, als ob er die Beschuldigten vor sich hätte. Er begann mit der Klage wegen versuchten Meuchelmordes, die aber schwach war und ganz den Eindruck machte, als ob er um die Beweise dafür verlegen wäre. Dafür zählte er dann den versammelten Richtern tausenderlei Schmähungen, Spöttereien, Frechheiten und Ungezogenheiten von Seite der Söhne gegenüber ihrem Vater auf und meinte, dass diese Dinge für ihn noch weit peinlicher gewesen seien, als der Tod. Hierauf brach er, da ihm Niemand widersprach, in Weheklagen über sich selbst aus: er müsse sich, sagte er z. B., jetzt sein eigenes Grab graben und einen gar bitteren Sieg gegen die eigenen Kinder erkämpfen. Zum Schlusse fragte er dann einen jeden um seine Meinung. 541 Der erste war Saturninus. Er gab die Erklärung ab, dass er die Jungen zwar verurtheilen, aber nicht gerade zum Tode verurtheilen wolle, da er sich gegen die ewige Ordnung vergehen würde, wollte er im Angesichte seiner eigenen drei Kinder den Kindern eines anderen Vaters durch seine Stimme den Tod geben. Wie er, so stimmten auch die beiden Legaten, und diesen schlossen sich noch einige andere Stimmen an. 542 Bei Volumnius aber begann das schwarze Los, und nach ihm sprachen alle die Jünglinge des Todes schuldig, die einen dem König zu Gefallen, die anderen umgekehrt aus Schadenfreude gegen Herodes, kein einziger aus verletztem Gerechtigkeitsgefühle. 543 Ganz Syrien und das Judenland war jetzt in Spannung, wie das Drama enden würde: indes setzte niemand voraus, dass Herodes so blutdürstig sein könnte, um die eigenen Kinder zu schlachten. Und doch zerrte der Mensch seine Söhne mit sich nach Tyrus und fuhr von da zu Schiff nach Cäsarea hinab, nur um dort eine Gelegenheit zu erspähen, bei der er am besten die Prinzen vom Leben zum Tode bringen könnte.

544 (4.) Es war da ein alter königlicher Soldat, namens Tiron und der hatte einen mit Alexander sehr vertrauten und befreundeten

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/113&oldid=- (Version vom 11.2.2020)