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versicherte er ihn eidlich, dass er nicht das geringste aus dem Munde der jungen Leute gehört habe. Er konnte aber damit den Unglücklichen gar keinen Nutzen bringen. Denn Herodes war nur für die Verdächtigungen ganz Ohr, und willkommen war ihm jeder, der seinen Glauben daran und seine Erbitterung darüber theilte.


Siebenundzwanzigstes Capitel.
Verurtheilung und blutiges Ende der Söhne der Mariamne.

534 (1.) Seinen wilden Grimm gegen die Kinder stachelte überdies noch Salome an. Aristobulus machte nämlich den Versuch, seine Schwiegermutter, die zugleich seine Tante war, in die eigene bedrohte Lage zu verwickeln, indem er ihr die Aufforderung zukommen ließ, sich in Sicherheit zu bringen, weil der König schon nahe daran sei, sie hinrichten zu lassen und zwar infolge von Anklagen, unter denen sie schon früher einmal gestanden, dass sie dem Araber Sylläus, den sie gern geheiratet hätte, die Geheimnisse des Herodes in ihrer Leidenschaft enthüllt habe, obschon er ein Feind des Königs war. 535 Das sollte nun in dem heftigen Sturme, der die Jünglinge fortwährend herumwarf, sozusagen, der letzte Orkan werden, der sie endgiltig in die Tiefe begrub. Denn Salome eilte ohneweiters zum König und zeigte ihm den erhaltenen Wink an. Nun hielt es der König nicht mehr aus und gab den Befehl, beide Söhne in Ketten zu legen und voneinander zu trennen. In aller Eile sandte er dann den Feldhauptmann Volumnius und seinen eigenen Vertrauten Olympius mit der schriftlichen Darlegung des Falles an den Kaiser. 536 Nach überstandener Meerfahrt in Rom angekommen, gaben die Gesandten das Schreiben des Königs ab. Der Kaiser fühlte die innigste Theilnahme für die jungen Leute, doch glaubte er dem Vater seine Gewalt über die Kinder nicht entziehen zu dürfen 537 und schrieb ihm darum zurück, dass er ihm ganz freie Hand lasse, doch werde Herodes gut thun, meinte Augustus, wenn er in einer gemeinschaftlichen Sitzung des eigenen Familienrathes und der obersten Leiter der Provinz die Sache wegen des Meuchelmordes noch genauer untersuchen lasse. Würden sie dann schuldig befunden, so könnte er sie hinrichten lassen, hätten sie aber einen bloßen Fluchtplan entworfen, so sollte die Strafe gelinder ausfallen.

538 (2.) Herodes richtete sich nach diesen Anweisungen und versammelte, in Berytus angekommen, wo nach dem Kaiser die Entscheidung fallen sollte, den Gerichtshof. Den Vorsitz führten auf ausdrückliche schriftliche Anweisung des Augustus die höchsten Beamten der Provinz, nämlich Saturninus und die Legaten mit Pedanius an ihrer Spitze. An sie

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/112&oldid=- (Version vom 17.1.2018)