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er sich bei dem einen in dieser, bei dem anderen in jener Weise ins Vertrauen zu setzen. Doch spielte er hauptsächlich den gedungenen Späher Antipaters bei dem älteren Alexander und den Verräther des letzteren. Zu dem einen sagte er im Tone des Vorwurfes, ob er denn als der Aelteste jene ruhig gewähren lassen wolle, die ihm seine Hoffnungen wegschnappen möchten: zu Alexander aber, wie denn er, der Sohn einer Königin und Gemahl einer Königstochter, es nur dulden könne, dass der Sprössling einer nicht fürstlichen Frau dem Herodes auf dem Throne nachfolgen sollte, was von ihm umso weniger begreiflich wäre, als er doch an Archelaus den kräftigsten Stützpunkt habe. 518 Gerade diese Berufung auf die freilich nur vorgespiegelte Freundschaft mit Archelaus galt dem Jüngling als Beweis für die Aufrichtigkeit seines Rathgebers. Er schüttete darum auch seine Klagen über Antipater ohne die geringste Zurückhaltung vor ihm aus und bemerkte auch von Herodes, dass es ihn gar nicht überraschen würde, wenn derselbe nach der Ermordung ihrer Mutter auch sie, die Kinder, der Krone ihrer Mutter berauben sollte. Zu diesen Auslassungen machte Eurykles ein recht weinerliches und mitleidiges Gesicht. 519 Nachdem er auch den Aristobulus zu ähnlichen Bemerkungen verleitet und so beide Brüder mit ihren Tadelreden gegen den Vater immer fester in seine Schlingen verwickelt hatte, gieng er hin, um dem Antipater brühwarm die Geheimnisse aufzutischen. Obendrein erdichtete er noch einen Anschlag, mit dem die Brüder sein Leben bedrohen sollten, und den er so darstellte, als ob fast schon ihre Schwerter über ihm blitzten. Dafür empfieng er von Antipater Geld in schwerer Menge und strich ihn dann bei seinem Vater wieder recht heraus. 520 Zuletzt aber nahm er um Geld sogar den Tod des Aristobulus und Alexander auf sich, indem er förmlich als ihr peinlicher Ankläger bei ihrem Vater auftrat. Er gieng zu Herodes und machte ihm folgendes vor: „Du hast mir, o König, Gutthaten erwiesen, ich gebe dir dafür dein Leben! Gastfreundschaft hast du mir gewährt, ich gewähre dir zum Danke das Licht dieser Welt! Schon längst ist das Schwert für dich geschliffen, und der Mörderarm des Alexander über dir geschwungen. Dass er noch nicht niedergesaust ist, habe ich allein gehindert, weil ich mich stellte, als wollte ich ihm meine Mitwirkung leihen. 521 Hat doch Alexander die Aeußerung gemacht, dass du, weit entfernt, dich für deine Person mit dem Raube eines fremden Königthrones und nach der Hinrichtung ihrer Mutter mit der Vergeudung des ihr gehörigen Reiches zu begnügen, auch noch einen Bastard in die Thronfolge einschmuggelst und dem Antipater, dieser leidigen Pest, die vom Großvater her ihnen gebürende Krone vorwirfst. Doch werde er noch die blutigen Schatten

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/109&oldid=- (Version vom 11.2.2020)