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schwichtigen, dass er auf Erfahrungen in seinem eigenen Hause hinwies: „Habe ja doch auch ich selbst,“ bemerkte er, „noch viel ärgeres vom eigenen Bruder erdulden müssen, und trotzdem habe ich auf die Stimme der Natur mehr gehört, als auf die Stimme der Rache. Denn in einem Königreich geht es zu, wie in einem großen Leibe: immer wird ein Theil infolge der Last Entzündungen ausgesetzt sein, und es wäre verfehlt, denselben darob einfach wegzuschneiden, statt ihn durch sanftere Behandlung der Heilung zuzuführen.“

508 (5.) Er brachte noch vieles dergleichen vor, wodurch er endlich den Herodes auch gegen Pheroras gnädiger stimmte. Archelaus selbst verharrte indes in seinem Unwillen gegen Alexander und erklärte sogar, ihm die Tochter abnehmen und mit sich nach Hause führen zu wollen, bis er mit vollständiger Vertauschung der Rollen den Herodes veranlasst hatte, jetzt umgekehrt selbst für den Jüngling gegen Archelaus einzutreten und namentlich um die eheliche Wiedervereinigung der Tochter mit Alexander zu bitten. Aber mit bestechender Treue seine Rolle weiterspielend, gab Archelaus dem Herodes die Bewilligung, die Tochter zur Ehe zu geben, wem er wolle, nur Alexander dürfe sie nicht mehr bekommen. Diese Bewilligung, meinte Archelaus, möge dem Herodes beweisen, welch’ überaus hohen Wert er darauflege, den verwandtschaftlichen Verbindlichkeiten gegen ihn auch fernerhin gerecht zu werden. 509 Darauf erwiderte der König, er werde die Nichtauflösung der Ehe so ansehen, als würde ihm sein Sohn zum zweitenmal und diesmal von Archelaus geschenkt. Das Ehepaar hätte ja auch schon Kinder, und werde die Frau von dem jungen Manne wie auf Händen getragen. Bliebe sie bei ihm, so würde ihre Gegenwart stets ein heilsames Mittel sein, um den Gatten vor dem Rückfall in die alten Verirrungen zurückzuschrecken; würde sie ihm aber entrissen, so könnte das die Ursache der hellsten Verzweiflung für ihn werden, da umgekehrt die Lust zu verwegenen Streichen bedeutend herabgestimmt werde, wenn sie in der Familienliebe eine Ableitung fände. 510 Nur mit Widerstreben gab Archelaus seine Zustimmung und versöhnte sich mit dem Jüngling, wie er ihm auch den Vater vollends wiedergewann. Doch bestand er darauf, dass Alexander auf alle Fälle nach Rom geschickt werden müsse, um dem Kaiser Rede zu stehen. Denn er hätte ihm, sagte er, über die ganze Sache bereits schriftlichen Bericht erstattet.

511 ( 6.) So war denn die Kriegslist, durch welche Archelaus seinen Eidam rettete, vollständig gelungen. Die Versöhnung feierte man noch einige Zeit mit festlichen Gastmählern und allerlei Aufmerksamkeiten. Beim Abschied machte Herodes dem Archelaus siebzig Talente nebst einem goldenen, ganz mit Edelsteinen eingelegten Throne, sowie einige

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/107&oldid=- (Version vom 11.2.2020)