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dingung, dass sie sich in Zukunft bessern würden. 482 Die Prinzen entledigten sich aber der verleumderischen Anklagen, die sie als Lügenwerk bezeichneten, und erklärten feierlich, die Worte ihrer Rechtfertigung auch durch ein loyales Benehmen in der Zukunft erhärten zu wollen: doch müsse auch der König seinerseits dem lügenhaften Geschwätz dadurch Thür und Thor verschließen, dass er demselben nicht so leicht sein Ohr leihe: denn es würde insolange niemals an Verleumdern ihrer Person fehlen, als noch einer da sei, der sich von ihnen einnehmen lasse.

483 (5.) Mit diesen Worten gelang es ihnen zwar bald, das Vaterherz zu beschwichtigen, so dass sie sich jetzt der Furcht vor der drohendsten Gefahr entschlagen konnten, doch zog dafür ein neuer Kummer bezüglich der Zukunft in ihre Seele ein. Sie bekamen nämlich bei dieser Gelegenheit Kenntnis von der feindseligen Gesinnung der Salome und des Oheims Pheroras, die da beide ebenso einflussreiche als boshafte Widersacher waren. Die größte Macht hatte Pheroras in Händen, da er an allen Regierungsgeschäften wie ein König, wenn auch ohne Krone, theilnahm, 100 Talente selbständiger Einkünfte bezog und auch die Nutznießung des ganzen Ostjordanlandes, das er vom Bruder zum Geschenk bekommen, inne hatte. Ueberdies hatte ihm Herodes durch seine Verwendung bei Augustus die Tetrarchenwürde verschafft und ihn in höchst ehrenvoller Weise durch die Schwester der eigenen Frau, die er ihm zur Ehe gegeben, mit der königlichen Familie verknüpft. Als diese starb, verlobte er ihm seine eigene älteste Tochter mit einer Ausstattung von 300 Talenten. 484 Aber Pheroras verschmähte die Königstochter, um in seiner Leidenschaft einer Sclavin nachzulaufen, was Herodes heftig erzürnte. Letzterer verband nunmehr die Tochter mit dem Sohne seines Bruders, der durch die Parther sein Leben verloren hatte. Doch ließ sein Zorn gegen Pheroras bald wieder nach, und er verzieh ihm seine krankhafte Verirrung.

485 (6.) Pheroras war übrigens auch selbst einmal und zwar schon lange zuvor, zur Zeit, da die Königin Mariamne noch lebte, beschuldigt worden, dass er Herodes habe vergiften wollen. Es liefen damals soviele Anzeigen gegen ihn ein, dass Herodes bei all seiner Anhänglichkeit an den Bruder sich doch zum Glauben daran und zu ernsten Besorgnissen veranlasst fand. Er ließ zunächst viele von denen, die er im Verdachte hatte, auf die Folter spannen und machte schließlich damit auch vor den Freunden des Pheroras nicht mehr Halt. 486 Doch gestand kein einziger bei diesen peinlichen Verhören etwas wie von einem hochverrätherischen Anschlag ein, sondern nur das eine, dass Pheroras bereits Vorbereitungen getroffen, die Geliebte zu

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/102&oldid=- (Version vom 11.2.2020)