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452 (3.) Alexander wurde in der That von seinem eigenen Vater vor das kaiserliche Gericht in Rom geschleppt und dort beim Cäsar des versuchten Giftmordes gegen Herodes beschuldigt. Nachdem sich Alexander, wenn auch mit Mühe, wieder soweit gefasst hatte, um seinen Jammer auszuschütten, und auch, wie er merken konnte, an dem Kaiser einen Richter gefunden hatte, der den Antipater ebenso durchschaute, wie er den Herodes an Besonnenheit übertraf, reinigte er sich auf eine siegreiche Weise von den falschen Anklagen des Vaters, während er über dessen Missgriffe in kindlicher Scheu zart hinüberglitt. 453 Als er dann auch die Schuldlosigkeit seines Bruders, der in dieselbe peinliche Anklage mit ihm verwickelt worden war, nachgewiesen hatte, hielt er nunmehr auch mit seinen schmerzlichen Klagen über des Antipaters Schurkerei und die ihnen zugefügte Schmach nicht länger zurück, wobei ihm nebst der Lauterkeit seines Gewissens die Gewalt seiner Beredsamkeit – er war nämlich ein sehr gewandter Redner – trefflich zu statten kam. 454 Und wie er nun zum Schlusse sagte: „Der Vater soll uns nur tödten, wenn er schon einmal eine so grässliche Anklage annehmbar findet,“ da entlockte er allen Anwesenden Thränen, und seine Rede bestimmte den Kaiser, die gegen die Brüder erhobenen Beschuldigungen auf der Stelle zu verwerfen und den Herodes zur Aussöhnung mit ihnen zu bewegen. Die Aussöhnung kam auch unter dem zustande, dass die Söhne dem Vater in Allem Gehorsam zu leisten hätten, der König aber die volle Freiheit haben solle, den Thron zu vererben, wem er wolle.

455 (4.) Nach dieser Entscheidung trat der König die Rückreise an. Er gab sich zwar jetzt den Anschein, als hätte er die Söhne von den Anklagen wirklich losgezählt, aber im Herzen konnte er sich doch des Verdachtes nicht entschlagen, zumal auch jetzt noch immer der Anstifter der ganzen Feindschaft, Antipater, in seiner Umgebung sich befand, der freilich aus Scheu vor dem kaiserlichen Friedensstifter nach außen wenigstens seinen Hass nicht zu zeigen wagte.

456 Als dann Herodes auf der Seefahrt die Küste von Cilicien berührte und in Eläusa einlief, gewährte ihnen Archelaus eine herzliche Gastfreundschaft, voll des Dankes für die Rettung seines Schwiegersohnes und hocherfreut über die geschehene Aussöhnung, und das umsomehr, als er ihnen mittheilen konnte, dass er selbst seinen Freunden in Rom schon früher geschrieben habe, sie möchten dem Alexander in seinem Processe ihre Unterstützung angedeihen lassen. Er gab ihnen dann bis Zephyrium das Geleite, nachdem er sie mit Geschenken in der Höhe von dreißig Talenten bedacht hatte.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/096&oldid=- (Version vom 11.2.2020)