anlangt, der den Kaiser vor allem zu dieser Freigebigkeit vermochte, so war der kein geringerer, als die Seelengröße des Empfängers selbst.
398 (4.) Nach Ablauf der ersten Actiade vereinigte Octavian mit dem Reiche des Herodes noch das sogenannte Trachonitische Gebiet und das anstoßende Batanäa, wie auch den Hauran, und zwar aus folgendem Anlasse. Zenodorus, der das Hausgebiet des Lysanias in Pacht genommen hatte, schickte in einemfort das Raubgesindel aus der Trachonitis den Damascenern auf den Hals, weshalb sich diese unter den Schutz des Statthalters Varro von Syrien flüchteten und ihn baten, ihre bedrängte Lage dem Cäsar zur Kenntnis zu bringen. Als dieser davon erfahren, befahl er in seinem Antwortsschreiben, die Räuberbanden aufzuheben. 399 Varro machte also einen Streifzug dorthin, säuberte das Land von diesen Menschen und nahm es schließlich dem Zenodorus ab, worauf es dann später der Cäsar dem Herodes gab, damit sich nicht wieder ein Raubnest zum Schrecken der Damascener dort bilden könnte. Als der Cäsar im zehnten Jahre abermals die Provinz besuchte, bestellte er den Herodes sogar zum Oberstatthalter von ganz Syrien, so dass also die römischen Statthalter ohne seine Zustimmung keine wichtigere Verwaltungsmaßregel verfügen durften. 400 Nachdem Zenodorus mit Tod abgegangen war, gab er ihm auch noch das ganze zwischen der Trachonitis und Galiläa gelegene Land. Was aber dem Herodes noch mehr galt, er war nach Agrippa Octavianus erster Günstling, nach Octavian Agrippas bester Freund. Von da an stieg sein Glücksstern zu seinem vollsten Glanze empor, nicht ohne dass zugleich auch sein edler Genius immer gewaltiger seine Schwingen entfaltet hätte, und zwar war es hauptsächlich die Verehrung Gottes, welcher die Anstrengungen seines erhabenen Geistesfluges galten.
401 (1.) Unter anderem erneuerte er im fünfzehnten Jahre seines Königthums das Tempelhaus und fasste den um dasselbe herumliegenden Raum in der doppelten Größe des alten Vorhofes mit neuen Mauern ein, wobei er einen unermesslichen Aufwand und eine beispiellose Pracht entfaltete. Zeugen dafür waren die großen Säulenhallen, die um den Tempelberg herumliefen, und die nördlich an das Heiligthum anstoßende Burg, von welchen er die erstgenannten von den Grundlagern an ganz neu aufbaute, während er die Burg mit so verschwenderischem Reichthum umgestaltete, dass sie einem Königshofe nichts nachgab. Antonius zu Ehren nannte er letztere Antonia.
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/086&oldid=- (Version vom 10.2.2020)