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hatte, da sie ihn nicht bloß unausgesetzt beunruhigten, sondern auch sechzig Stadien von Jerusalem entfernt zu einem ziemlich ausgedehnten Gefechte zwangen, in welchem er jedoch das Feld behauptete und den Juden schwere Verluste beibrachte. Später legte er darum an dieser Stelle als Siegesdenkmal den bekannten Platz an, den er mit einem außerordentlich prunkvollen Königspalaste ausstattete, wie auch mit einer ungemein festen Akropolis krönte und nach seinem eigenen Namen Herodium benannte. 266 Auf jenem Rückzug strömten übrigens Tag für Tag dem Herodes so viele Flüchtlinge zu, dass ihm sein Bruder Joseph, der bei dem Orte Thresa in Idumäa ihm entgegenkam, den Rath ertheilte, den größten Theil dieses Menschentrosses sich vom Halse zu schaffen, da für eine solche Masse – es waren ja über 9000 Menschen – Masada vielleicht nicht einmal genug Raum haben würde. 267 Herodes folgte dem Rathe und schickte jene, die ihm mehr Beschwerde, als Vortheil brachten, mit der nöthigsten Zehrung versehen, nach den verschiedensten Gegenden Idumäas. Nur die Stärksten behielt er um sich und schlug sich auf solche Weise mit seinen nächsten Angehörigen glücklich nach der Veste durch. In Masada ließ er für die Frauen eine Bedeckung von 800 Mann, wie auch einen ausreichenden Vorrath von Lebensmitteln für eine eventuelle Belagerung zurück und zog dann in Eilmärschen nach Petra in Arabien.

268 (9.) Mittlerweile hatten sich die Parther in Jerusalem aufs Plündern geworfen und waren in die den Flüchtlingen gehörigen Häuser, wie auch in den Königspalast eingebrochen, wo sie nur die Schätze des Hyrkan unberührt ließen, die übrigens 300 Talente nicht überstiegen. Die Ausbeute war aber auch bei den anderen keine solche, wie sie es sich gehofft hatten, da z. B. Herodes bei seinem schon von allem Anfang an bestehenden Misstrauen gegen die Treulosigkeit der Barbaren die kostbarsten Kleinodien bereits früher nach Idumäa hatte bringen lassen, was auch alle seine Parteigänger thaten. 269 Nach diesen Plünderungen verstiegen sich die Parther in ihrem Uebermuth so weit, dass sie das ganze Land mit den Schrecken eines wilden Raubkrieges erfüllten, die Stadt der Marisäer verödeten und, nachdem sie Antigonus zum Könige aufgestellt, ihm auch den Phasaël und Hyrkan in Fesseln auslieferten, damit er mit ihnen mache, was er wolle. 270 Als sich nun Hyrkan vor ihm auf die Knie geworfen hatte, biss ihm Antigonus die Ohren ab und verstümmelte ihn auf diese Weise, damit er auch nicht einmal späterhin, wenn je wieder ein Umschwung sich vollziehen sollte, die hohepriesterliche Würde mehr bekleiden könnte. Denn nur körperlich ganz unversehrte Männer dürfen Hohepriester werden.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/061&oldid=- (Version vom 1.8.2018)