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auf das einfältige Frauenzimmer in schlauer Weise ihren Einfluss geltend machten, bis sie endlich die Herren der ganzen Regierung waren, ächteten und zurückberiefen, lösten und banden, wen sie wollten. Um es kurz zu sagen: den Genuss von der Regierung hatten die Pharisäer, die Zahlungen und Scherereien aber Alexandra. 112 Letztere zeigte sich übrigens auch schwierigeren Aufgaben gewachsen. Sie verdoppelte ihre Kriegsmacht durch immer neue Werbungen und brachte auch eine nicht unbeträchtliche Fremdenlegion zusammen, so dass sie sich nicht bloß des eigenen Volkes versicherte, sondern auch bedrohlich für die auswärtigen Mächte wurde. Während sie aber die anderen beherrschte, wurde sie selbst wieder von den Pharisäern beherrscht.

113 (3.) So veranlassten die Pharisäer unter anderem die Hinrichtung eines angesehenen und dem Alexander befreundeten Mannes, namens Diogenes, der von ihnen beschuldigt wurde, zu der vom König vollzogenen Kreuzigung jener 800 gerathen zu haben. Auf ihr Drängen ließ Alexandra auch den übrigen, welche den Alexander gegen jene Unglücklichen aufgereizt hatten, den Process machen, und da sie in ihrer Bigotterie sich regelmäßig nachgiebig zeigte, so räumten schließlich die Pharisäer die Leute aus dem Wege, wie es ihnen passte. 114 Da stellten sich die Häupter der Proscribierten unter den Schutz des Aristobulus, der denn auch seine Mutter beredete, diesen Männern um ihres Standes willen das Leben zu schenken; vermöchte sie schon nicht an ihre Unschuld zu glauben, so könnte sie dieselben ja aus der Stadt verbannen. Auf das hin ward ihnen Sicherheit gewährleistet, und sie zerstreuten sich im Lande umher. 115 Darauf sandte Alexandra ein Heer nach Damaskus unter dem Vorwande, der Stadt gegen die beständigen Angriffe des Ptolemäus zu Hilfe zu kommen; sie musste indes dasselbe, ohne dass es etwas nennenswertes ausgerichtet hätte, wieder zurückziehen. 116 Dafür gelang es ihr, den armenischen König Tigranes, der vor Ptolemais lag und Kleopatra belagerte, durch Verträge und Geschenke sich willfährig zu machen, obschon derselbe übrigens, bevor er weiteres hätte unternehmen können, infolge der im eigenen Lande ausgebrochenen Wirren, die durch den Einfall des Lucullus in Armenien veranlasst worden waren, ohnehin hätte abziehen müssen.

117 (4.) Unterdessen erkrankte Alexandra, und diesen günstigen Zeitpunkt machte sich der jüngste Sohn Aristobulus sofort zunutzen, indem er sich mit Hilfe seiner zahlreichen Dienerschaft, bei der er wegen seines geweckten Geistes durchgängig beliebt war, in den Besitz sämmtlicher Festungen setzte. Mit den hier vorgefundenen Geldbeständen warb er nun Soldtruppen und ließ sich zum König ausrufen. 118 Auf das hin

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/033&oldid=- (Version vom 9.2.2020)