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Flavius Josephus: Juedischer Krieg (Bellum Judaicum) übersetzt von Philipp Kohout

sondern auch wahrheitsgetreue Form zu leihen. Noch mehr Sorgen haben ihm die Bemerkungen im Anhange gemacht, die nach der ursprünglichen Absicht nur als Fußnoten die Uebersetzung begleiten sollten, aber bei dem Umfange, den manche nothwendige Erläuterungen angenommen haben, dort störend gewirkt hätten. Wenn hier, wie ich bekenne, die rechte Grenze nicht immer eingehalten worden ist, so möge eine Entschuldigung die billige Erwägung bieten, dass jede Uebersetzung naturgemäß zu einem weiteren Eingehen in den Gegenstand drängt oder ein solches voraussetzt, sowie dass gerade das vorliegende Werk des Josephus bei aller Knappheit an Fragen religiösen, historischen und politischen Inhaltes ungewöhnlich reich ist. Gerne hätte ich diesen Theil der Arbeit einer fähigeren Hand überlassen, da ihr Stoff dem Exegeten zu ferne liegt, aber die Wahrnehmung, dass Josephus nach einem bekannten Ausspruch an seiner Mittelstellung immer zu leiden haben wird, indem die Theologen ihn den Philologen und umgekehrt einander zuschieben, veranlasste mich, auch die zahlreichen Berührungspunkte unserer Geschichte mit der alten Literatur und dem römischen Staatswesen unter der Führung verlässlicher Werke einer häufigen Erörterung zu unterziehen. Schon die richtige Wiedergabe vieler Ausdrücke im römischen Militär- und Beamtenleben, an der es auch in guten Uebersetzungen zuweilen fehlt, zwingt den Interpreten zu einer besonderen Beachtung der diesbezüglichen Zeitverhältnisse, obschon ich nicht behaupten will, stets das Richtige getroffen zu haben, und gerade hierin auf eine mehr als gütige Nachsicht bauen muss. Sehr bedauere ich, dass ich von Schürers neuester Auflage der Geschichte des Judenthums zur Zeit Christi den ersten und für meinen Zweck wichtigsten Band nicht mehr benützen konnte.

Da sich die Thätigkeit und der Charakter unseres Verfassers zum guten Theil und in den entscheidendsten Momenten in dem düsteren Gemälde eingezeichnet findet, das er im vorliegenden Werke von dem Untergange seines Volkes uns entwirft, so glaubte ich von einer förmlichen Lebensskizze an dieser Stelle Abstand nehmen zu dürfen. Hat doch Josephus das gewaltige Ringen zwischen Jerusalem und Rom durch die Insurrection von Galiläa und den ersten, ungewöhnlich erbitterten Festungskampf persönlich eingeleitet und dann alle seine schauerlichen Phasen bis zum Triumphzug der beiden Sieger als Kriegsgefangener und Freund derselben mitgemacht. Noch unter den Augen der beiden Kaiser ist unser Geschichtsbuch erwachsen, nicht aber erst unter Domitian, wie die öfter citierte Personenbeschreibung der römischen Kaiserzeit, Bd. II. s. v. Flavius n. 189 annimmt, da Josephus im Buche gegen Apion 1, 9 versichert, er habe dem Vespasian und Titus sein Werk über den Krieg zuerst überreicht, wozu noch die Bemerkung in seiner Selbstbiographie (c. 65) kommt, dass Titus die

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: Juedischer Krieg (Bellum Judaicum) übersetzt von Philipp Kohout. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/006&oldid=- (Version vom 9.2.2020)