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 Ueber diesen Gegenstand hielt ich den Gliedern unserer Gesellschaft in Nürnberg auf deren Wunsch jüngst einen Vortrag. Nun höre ich, daß der Geistliche der irvingianischen Gemeinde in Nürnberg, mit dem ich bei einer früheren freundschaftlichen Begegnung persönlich bekannt worden war, meinen Vortrag vom 19. Januar zum Gegenstand mehrfacher Angriffe und Widerlegungsversuche gemacht hat. Es war ohnehin meine Absicht, meinen Vortrag in kurzem Auszug in diesem Blatte zu veröffentlichen; ich sehe mich jedoch dazu nun um so mehr veranlaßt, als mir nicht nur daran liegt, unsere Freunde in der Wahrheit zu bestärken, sondern auch meine damals gesprochenen Worte vor Misverständnis und Misdeutung sicher zu stellen. – Ich gebe nach den mir schriftlich vorliegenden Notizen den wesentlichen Inhalt und Gedankengang meines Vortrags mit einigen Erweiterungen hier wieder.

 Ich begann – nach einem kurzen Abriß des Lebens Irvings – mit der Anerkennung der Wahrheiten des Irvingianismus, wie es denn meine Absicht war, ein möglichst gerechtes, weder die Wahrheit noch die Liebe verläugnendes Urteil über denselben zu fällen. Die Irvingianer – sagte ich – lehren richtig von der Taufe. Sie lehren ferner manche richtige Sätze über die Kirche, indem sie gegenüber einem engherzigen Confessionalismus die Einheit über den Confessionen, den Bruderbund aller Getauften, betonen, indem sie für die Kirche Selbständigkeit und Unabhängigkeit von der weltlichen Macht fordern, indem sie endlich gegenüber einem falsch geistlichen Kirchenbegriff nach Epheser 4, 4 mit Recht hervorheben, daß die Kirche sichtbar und unsichtbar zugleich, nicht blos Ein Geist, sondern auch Ein Leib sei.

 Die Irvingianer lehren drittens mit Recht, daß das geistliche Amt nicht von unten, sondern von oben herstamme, das es nicht ein Ausfluß des geistlichen Priestertums aller Gläubigen, sondern eine Stiftung Jesu sei, daß es nicht blos eine im Schöpfungswillen Gottes und im Bedürfnis der gesellschaftlichen Ordnung begründete, sondern auf ausdrücklicher göttlicher Anordnung beruhende Einrichtung sei.

 Viertens können wir den Irvingianern auch darin in gewissem Maße Recht geben, wenn sie eine Fortdauer der Charismen d. h. der außerordentlichen