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Als Horsa, der Knabe, zum Jüngling gereift,

Da hatt’ er im Walde bald satt gestreift;
Sein Muth für Kriegesleben erglüht,
Mit dem Herzog von Schwaben in Kampf er zieht.

Erringt mit dem Schwerte da Ruhm und Glück;

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Doch kehrt er mit schwerem Herzen zurück;

Vor Liebesleiden möcht’ er vergeh’n
Um des Kanzlers Töchterlein, das er geseh’n.

Wohl lohnt ihn der Zärtlichen Liebe sogleich;
Doch „wird dem Kanzler, so vornehm und reich,

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Der arme Krieger und Jägersmann

Zum Eidam einstens auch stehen an?“

Lang grämt’s so im liebenden Herzen ihn sehr,
Und länger erträgt er die Marter nicht mehr,
An Hermengilds Vater hat er schnell sich gewandt,

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Ihn zu flehen um seiner Tochter Hand.


Und – wehe! da wird ihm der stolze Bescheid:
„Der Freier sich such’ eine schlechte Maid,
Es lebte des Kanzlers Tochter wohl schlecht
Auf ärmlichem Gut mit dem niedrigen Knecht.“

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„Sie kommt, mein eigen Leben und Blut

An Edelmanns Hand nur, auf Edelmanns Gut;
Drum sollst du, Verwegner, von hinnen geh’n,
Im Schlosse hier nimmer dich lassen seh’n.“

Das raubte dem Armen Muth und Sinn,

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Nach der Heimath wanket er weinend hin,

Der Gram nach dem wilden Forste ihn treibt,
Er nirgends rastet und nirgends bleibt.

Da erdröhnte gellender Hörnerklang,
Der Herzog jagte den Wald entlang;

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Das Wild zu erhaschen mit rüstiger Schaar,

Von Hohenstaufen er kommen war.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Fischer: Der Ring, oder die Gründung von Gmünd In: Dichtungen. Griesinger, Stuttgart 1841, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johann_Georg_Fischer_Dichtungen_Auszug_Frischlin_Gmuend.pdf/3&oldid=- (Version vom 15.9.2022)