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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

hatte das Verdienst, dass es das erste über den vorliegenden Gegenstand war. Diese hat sich bei der serbischen Frage gänzlich der Partei hingegeben, welche die Wiedereinsetzung des Fürsten Milosch oder wenigstens die Zurückberufung seiner Familie zu bewirken trachtete. Es ist dies um so erklärlicher, da sie ihre Berichte direct aus Wien bezog, wo der Fürst Milosch eine freundschaftliche Aufnahme gefunden hatte. Eins nur bleibt uns dabei auffallend, warum nämlich die Redaktion Artikel zurückgewiesen, welche auf feste Thatsachen gestützt, die Verhältnisse Serbiens von einem andern Gesichtspunkte aus darstellten. Wir wissen aus sicherer Quelle, dass ihr Artikel dieser Art zugekommen, wissen auch, dass sie des Abdruckes wohl werth waren. Ausser diesen beiden Quellen muss der Verf. wohl auch noch andere Nachrichten gehabt haben, denn das Buch enthält der wichtigen und neuen Data so viele, dass selbst der mit dem Gegenstande ziemlich Vertraute es nicht umsonst lesen wird. Freilich ist auch dieses Buch zu Gunsten des Fürsten Milosch ausgefallen. Fürst Milosch wird darin als der wahre Freund der serbischen Nation dargestellt, welcher dieselbe von den Fesseln zu befreien bestrebt war, in welche sie die durch die früheren Kriegsereignisse zu Macht und Ansehn gelangten Knjesen (Fürsten) geschlagen hatten. Die gegenwärtigen Führer des Volkes sind die Häuptlinge dieser aristokratischen Partei; sie wirken nur im Interesse der Selbstsucht und gegen die wahre Freiheit des Volkes. Ihre Schlauheit hat nach vielfachen vergeblichen Versuchen endlich bei den Türken eine unterstützende Macht gefunden. Das sind die Ansichten des Verfassers. Wie der gegenwärtige Kampf enden soll, sieht er nicht voraus, fordert aber Russland auf, im Interesse der Humanität sein Recht als Schutzmacht des Staates geltend zu machen.

 18. Gedichte von Vincenz Furch. 1. Bändchen. Ollmütz 1843. IX u. 94 S.

 Eine hübsche Sammlung leichter und lieblicher Dichtungen, wie sie Böhmen in der Gegenwart recht reichlich producirt. Als Produkt aus Mähren haben sie eine besondere Bedeutung, da sie am besten darthun, dass auch unter diesem entfernteren Theile der böhmischen Nation sich ein geistiges Leben im Sinne des Gemeinsamen zu regen beginnt. Solche Erscheinungen werden endlich auch in Mähren durchdringen und eine Vereinigung der verschiedenen Kräfte vorbereiten, welche diesem durch zwei Hauptstädte zerrissenen Lande so sehr zu wünschen wäre. Ollmütz oder Brünn?




Literatur.
1. Die slowenische Literatur.

 Das Oesterreichische Morgenblatt bringt folgende „Mittheilungen eines Slowenen“: Seit dem Jahre 1830 findet vorzüglich die Dichtkunst viele Anhänger unter den jungen Slowenen, da es bis zu jener Zeit mit Ausnahme Vodnik’s (st. 1819), des Pfarrers Jarnik, des Domherrn Starnik und des Professors Zupan kaum einen gegeben hat, der das Lied und die Poesie überhaupt unter seine Obsorge genommen und etwas Gelungenes geliefert hätte. Mit Vodnik schien auch die Poesie zu Grabe gegangen zu sein, bis endlich der Dr. Presérin mit seinen genialen Geistesschöpfungen nicht nur die Poesie in Krain zum neuen Leben erweckte, sondern auch derselben einen ganz neuen Weg bahnte, auf dem ihm mehrere nachfolgten. Denn die Lieder Jarnik’s und Starnik’s konnten sich ungeachtet ihrer Gemüthlichkeit nicht zu jener Volksthümlichkeit aufschwingen,

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/234&oldid=- (Version vom 26.12.2019)