Seite:Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft 1 (1843).pdf/232

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Zustand der Dinge an Ort und Stelle kennen zu lernen.“ Nach ächt französischer Weise beschreibt er seine Abreise von Paris, den Abschied von dem geliebten Frankreich und den Seinigen, und die Vorkommnisse, die ihn auf dem Wege bis Wien trafen. Dies geht bis S. 23. Viel Raum wird dann der Schilderung gestattet, wo er unter andern den Fürsten Milosch, seinen Bruder Jephrem und die Fürstin Anka besuchte, ohne über letztere drei Personen irgend etwas Charakteristisches oder Wichtiges vorzubringen. Damit ist er bis zu S. 45 gediehen. Die nun folgenden 18 Seiten sind einer Darstellung der Donau und ihres Einflusses in Gegenwart und Zukunft gewidmet; eines der besten Kapitel des Buchs, obwohl an sich von geringem Werth. Seiner Anwesenheit in Serbien werden 40 Seiten gewidmet, dabei um die Sache interessant zu machen der ganze Freiheitskampf Serbiens unter Cerni Juri mit reizenden, freilich nicht immer wahren Farben geschildert. Damit nun ist er denn endlich nach Bulgarien gekommen. Einzelne der nun folgenden Schilderungen sind in der That interessant. Das Leben in diesem von albanesischen Banden durchstreiften Lande hat dem geübten Auge des Franzosen manchen Stoff zu interessanten und geistreichen Bemerkungen gegeben, die nachzulesen wir billig den Begierigen überlassen. Auf S. 360 ist er bereits wieder im Archipel und steuert auf Malta los, um wieder in sein geliebtes Frankreich zu kommen; denn Frankreich ist nun einmal das schönste Land auf Gottes Erdboden. — Der Anhang, ein Bericht über die Gefängnisse in der Türkei, ist das Interessanteste und Wichtigste des ganzen Buches.

 15. Finland und die Finländer. Von E. Derschau. Aus dem Russischen. Leipzig 1843. 132 S.

 Der Uebersetzer bemerkt in der Vorrede, diese Schilderung Finlands habe in Russland eine sehr günstige Aufnahme gefunden; er erwartet eine solche auch für Deutschland. Die Schilderungen haben das Interesse der Neuheit, weil Finland bei uns noch allzuwenig bekannt ist; sie haben das Interesse der Wahrheit, weil der Verf. trotz der Liebe zu seiner eigenen Nation doch auch die fremde zu achten weiss, und scheinen uns darum um so wichtiger, weil sie uns darthun, mit welchen Augen die Russen diese ihre Provinz anzusehen gewohnt sind. Derschau ist freilich nicht der Mann, wie etwa H’Wasser, von welchem wir den leitenden Artikel in diesem Hefte gaben. Dennoch aber hat er die Nation in ihrer Eigenthümlichkeit gut aufgefasst und die Zustände des Landes getreu geschildert. Die Wärme des Gefühls, welche durch das ganze Buch weht, ist recht wohlthuend; der Verf. schreibt sie dem Lande selber zu, das er bei seinem Ausfluge lieben gelernt habe. „Finland ist ein Land, in welchem der Mensch reines Glück finden kann; und wem dies theuer ist, der wird, wenn er einmal Finland kennen gelernt, es nicht so bald wieder verlassen.“ So schliesst der Verf. sein Buch.

 16. Der Panslawismus. Eine Improvisation als Sendschreiben an den Grafen Adam Gurowski von Anton Mauritius. Leipz. 1843. Binder. 47 S.

 Der Verf. versteht unter dem Panslawismus: „weder Einherrschaft, noch wirkliche Paralysirung der natürlichen, im Widerspruch zu einander befänglichen Elemente, keine Wegätzung der individuellen Aeusserungen der verschiedenen Staatenkörper, sondern eine Gemeinsamkeit der politischen Haupttendenzen, wobei jedes Individuum die eigenthümliche Form für sich retten kann, die Aufrechthaltung der Verwandtschaftspflichten, worin jedes Geschwister ruhig seinen Lebensweg wandelt, jedoch bereit ist, die Schicksale der Familie zu theilen, und die Ideen des Stammvaters auszuprägen. Wer erkennt heute die Hauptidee des Slawenthums? wer zählt die Momente, in welche sie sich zersplittert hat? Sie ist nur in den Theilen vorhanden, in der Ganzheit muss sie gesucht werden, und diese Aufgabe scheinen die Stämme zu lösen, wenn sie nach der Kenntniss ihres Wesens ringen, wenn

Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/232&oldid=- (Version vom 24.12.2019)