sich einen davon aussuchen, welchen sie haben wollte. Den that sie in den Korb und ging mit ihm frohen Mutes nach Hause zurück. Der Junge aber stieg auf einen Berg; und als die Prinzessin am Waldesrand angelangt war, blies er auf seiner Pfeife, und im Nu war der Hase aus dem Korbe gesprungen und wieder zu dem Jungen zurückgelaufen.
Das war der Prinzessin gar nicht recht; und als sie zu Hause war und ihre Mutter, die Königin, sie fragte, wie alles gegangen sei, sagte sie:
„Zum zweiten Male geh’ ich nicht in den Wald! Hab’ ich erst mit dem Menschen eine gute Stunde handeln müssen, und als ich endlich den Hasen bekommen habe und mit ihm bis an den Waldessaum gelangt bin, springt er mir aus dem Korbe heraus und ist verschwunden.“
„Wer steckt aber auch einen Hasen in den Korb!“ schalt die Mutter. „Morgen werde ich mich auf den Weg machen. Gieb acht, mir wird es nicht fehlen.“
Am andern Tage kleidete sich die Königin als Bäuerin aus, die mit Obst und Eiern zu Markte geht, und trat so in dem Wald vor den Jungen hin.
„Guten Tag, mein Sohn!“ sprach die Königin.
„Guten Tag, Mütterchen!“ antwortete der Junge und that, als ob er sie nicht erkenne.
„Mein Sohn,“ hub die Königin zu sprechen an, „ich brauche ganz notwendig einen Hasen, willst du mir keinen verkaufen?“
„Das kann ich nicht, es kostet mich mein Leben!“ erhielt sie zur Antwort. „Außerdem verkaufe ich
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)